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Texte und Materialien

Auf dieser Seite finden Sie Texte und Präsentationen von mir zu verschiedenen philosophischen Themen. Teilweise handelt es sich um Originalbeiträge, teilweise um Vorversionen bereits publizierter Texte.

1 Der moralische Status von Tieren, Lebewesen und der Natur

Der Text enthält systematische Überlegungen zum moralischen Status von Tieren, Lebewesen und der Natur insgesamt. Er hat die Form eines Handbuchartikels. Ausgehend von der Frage, was ein moralischer Status ist, wird gezeigt, wie man unterschiedliche Positionen in diesen Fragen konzipieren und begründen kann. Generell ist es ein Problem in der Philosophie, dass durch eine unreflektierte (und daher nicht alternativlose) Verengung des Bereichs des moralisch Relevanten z. B. Tierethiken vertreten werden, die keine vernünftige Position in der Umweltethik mehr erlauben. Dieser Artikel gibt hier in Form einer Landkarte theoretische Orientierung.

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2 Neuroenhancement. Zwischen Selbstmanipulation und Manipulation des Selbst

Der Artikel hat zwei Zielrichtungen. Mit Habermas' Überlegungen in "Die Zukunft der menschlichen Natur" soll für anthropologische und als metaphysisch verschrieene Argumente plädiert werden (z. B. Argumente gegen "Unikatismus", die auf Vorstellungen über das Wesen des Menschen beruhen). Gegen Habermas soll eine "schizophrene" Normativitätskonzeption argumentiert werden: eine des eigentlichen Diskurses und eine Quasinormativität als Präsuppositionen des Diskurses, die nur bei bestimmten Fragen relevant ist. Dann nämlich wenn Geltungsansprüche im Diskurs irreduzibel uneinlösbar bleiben, aber gesellschaftlich als bedrohlich anzusehen sind.

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3 David Hume

David Hume war kein Bioethiker, wohl aber ein Ethiker bzw. Moralphilosoph. Dennoch kann man zeigen, dass seine Philosophie in der Medizinethik und generell in der Angewandten Ethik konstruktiv ist. Der Artikel ist ein Versuch, Hume als Bioethiker zu rekonstruieren. Bei Hume sind seine Art zu philosophieren und seine Biografie miteinander verwandt. Er gilt oft als Skeptiker. In seiner Ethik ist der Vernunftbegriff wichtig, der Begriff des moralischen Gefühls, das Humesche Gesetz, seine Konzeption von Universalität moralischer Geltung, sein Kulturalismus und seine Konzeption menschlicher Würde. Diese Elemente machen Hume methodisch, systematisch und historisch bedeutsam in der Bioethik. Dementsprechend hat David Wiggins seinem Ansatz ein eigenes Themenheft im Jornal of Medicine and Philosophy gewidmet.

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4 David Hume, Prinzipien der Moral (Foliensatz)

Historisch ausgerichtete Einführung in die Ethik am Beispiel der "Prizipien der Moral" (David Hume, Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral, Ditzingen: Reclam, 1984). Hume diskutiert in der Schrift seinen Ethikansatz erneut und konzentriert sich auf den Gegensatz zwischen "Rationalisten" und "Sentimentalisten". Diskutiert wird das Problem der Universalität moralischer Geltung im Kontext einer empiristischen Ethik und das Problem des Hedonismus. Wie gehen in seiner Ethik das moralische Gefühl und Gerechtigkeitssinn zusammen? Der Foliensatz ergänzt die Auseinandersetzung mit dem Text. Einige Folien orientieren sich an der Hume-Rekonstruktion bei Broad (Charles D. Broad, Five Types of Ethical Theory).

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5 Emotionen in der Ethik. Eine symbolistische Konzeption ihrer konzeptionellen und konstitutiven Funktion

Platon bestimmt die individuelle Gerechtigkeit so, dass die Vernunft unter Zuhilfenahme der Affekte (Mut) die Begierde kontrollieren muss. Moralische Normen schränken unsere Perversionen ein und richten uns so gerade aus. Dieses Bild von Moral hat sich festgesetzt und wird grundsätzlich von vielen – z. B. auch Kant – geteilt. Andere Autoren – z. B. Aristoteles, Hume – kritisieren es. Immer spielen die Fragen: (1) Was ist Vernunft? (2) Was ist Gefühl? (3) In welchem Verhältnis stehen beide zueinander? eine Rolle. In Ethikansätzen wird eine bestimmte Antwort auf 3 unreflektiert vorausgesetzt und führt zu einer jeweils charakteristischen Konstellation von 1 und 2. Viele unfruchtbare Diskussionen in der Ethik über die Rolle der Emotionen in der Rechtfertigung moralischer Normen und die Konzeption von normativen und motivierenden Gründen schließen sich an diese "Voraussetzung" an. Die traditionellen Ethikansätze sind daher zumeist dogmatisch. Dieses Merkmal wird in dem Artikel als "Symbolische Kommunikation" gedeutet (es gibt jedoch eine ethische und eine metaethische Variante der symbolischen Dimension philosophischer Ethiken).

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6 Wie viel Wasser enthält der Rubikon der Freiheit? Die Berliner Reden von Johannes Rau und Hubert Markl, Eine Analyse aus philosophischer Sicht

Forschung an embryonalen Stammzellen hat in den letzten Jahren zu einer erbitten Diskussion um Embryonen als Gegenstände medizinischer Forschung geführt. Befürworter und Gegner lassen Bilder sprechen (Das Überschreiten des Rubikons) und sind sich einig in ihrer Auffassung über den Charakter ethischer Grenzen (sie sind Tabus). Die programmatische Reden des Bundespräsidenten Johannes Rau (contra) und der Präsident der Max Planck Gesellschaft Hubert Markl (pro) sollen auf ihre argumentativen Grundlagen hin untersucht werden. So vehement die Diskussion ist, die Analyse der Reden von Rau und Markl zeigt, dass beide die Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Position verweigern. Die beiden zugrunde liegenden Konzeption ethischer Grenzen als nicht empirisch erkennbare Verbote werden von beiden Rednern dazu benutzt einen Antagonismus zwischen der (empirischen) Naturwissenschaft und den (nicht-empirischen) Geisteswissenschaften benutzt. Der Streit ist ein Kampf von Kulturen. Die in Deutschland so zentrale Frage nach dem moralischen Status des Embryos wird von beiden Rednern nicht überzeugend beantwortet. Am Beispiel Kants werden die argumentativen Schwierigkeiten der Benutzung des Würdebebriffes dargestellt und seine Idolisierung in der Diskussion skizziert.

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7 Philosophische Ethik als symbolische Kommunikation

Praktische Philosophie muss Handelnde praktisch orientieren. Konkretheit ist ein wichtiges Anliegen der Ethik. Aber nicht jede Ethik ist eine Konkrete Ethik. Ludwig Siep entwickelt in seinem gleichnamigen Buch aus Überlegungen zur Praxis unseres Wertens und Bewertens (evaluative Erfahrung) eine Theorie ethischer Begründung, die echter Pluralität und echtem Wertewandel gerecht werden kann. Universalistische Ethiken können das nicht. Der Beitrag geht systematischen Aspekten der Konkreten Ethik nach - insbesondere: Das konzeptionelle Verhältnis zwischen pluraler und variabler Werterfahrung und Normen bleibt systematisch unterbestimmt. Werte können sich ändern, Werterfahrungen können sich ändern. In der Ethik stellt sich die Frage, was von beidem normativ ausschlaggebend ist. Aber dieser Punkt in Ethiken ist nur durch (epistemische, ontologische und normative) Symbolizität klar zu erfassen.

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8 Versuch einer Rechtfertigung der Sklaverei (Foliensatz)

Kann Sklaverei gerechtfertigt werden? Kann Selbstversklavung gerechtfertigt werden? – Zwar ist die Antwort klar "Nein!", aber sie fällt längst nicht so einfach aus, wie man vermutet. Schon in der Antike wurde versucht Sklaverei zu rechtfertigen (Aristoteles, Platon). Diese Rechtfertigungen sind fundamental widersprüchlich. In der Tradition setzen sich diese Widersprüche fort (Augustinus, Thomas von Aquin) und noch Jean Bodin ist unentschieden. Oft ist das theoretische Problem der Tatsache geschuldet, dass es Sklaverei gibt und man faktisch nicht umhin kann sie theoretisch zu akzeptieren. Es wird im vorliegenden Beitrag der Versuch unternommen zu verstehen, inwiefern Sklaverei gerechtfertigt ist und inwiefern nicht. Eine Differenzierung des Autonomiebegriffes scheint notwendig. Denn manche Dinge (Steuern) werden von manchen (Libertaristen) schon subjektiv als Versklavung erlebt, ohne es objektiv zu sein. Marxisten neigen dazu Lohnarbeit als Sklaverei anzusehen. Beide diskreditieren durch diese Identifizierung, das was viele als unproblematisch ansehen. Aber es muss theoretisch natürlich als offene Frage erachtet werden, ob Steuern oder Lohnarbeit Versklavungsinstrumente sind (oder nicht).

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9 Science, Aesthetics, Ethics. Some Implications of Renaissance Discussions of Artistic Theory for Understanding Ethical Theory

Gertrude Elisabeth Margaret Anscombe unterscheidet zwichen moderner und vormoderner Ethik. Der vorliegende Beitrag geht dieser philosophie-historischen Veränderung nach. Ein Merkmal vormoderner Ethiken, die alle Tugendethiken sind ist, dass die Bewertung von Handlungen und die Begründung einer solchen Bewertung nur als Verweis auf den Zustand (hexis) der Seele. Handlungen sind "Symbole" für die Tugend einer Person. Insofern sie Tugendhaftigkeit als objektive evaluative Eigenschaft von Personen symbolisieren bedarf es eines interpretatorischen Verfahrens, um subjektive Vorstellungen (Motive) zu rechtfertigen. Für diese Interpretation ist eine Moralpsychologie notwendig. In der Entwicklung zur modernen Ethik verschwindet mit dem Symbolismus in der Ethik auch die rechtfertigungstheoretische Relevanz der Moralpsychologie. Diese Entwicklung beginnt zunächst in der Kunsttheorie und wird schnell von der Ethik aufgegriffen: objektive evaluative Eigenschaften offenbaren sich selbst in der subjektiven Erfahrung. In unterschiedlicher Weise greifen Alberti, Valla und Hume diese Tendenz zur Desymbolisierung auf.

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10 Einführung in die Politische Philosophie (Foliensatz)

Der Foliensatz dient der Erschließung des Bandes: "Politische Philosophie heute" von Will Kymlicka (Frankfurt: Campus, 1996). Zum einen zeigt die systematische Einführung wie die verschiedenen Traditionslinien der modernen Politischen Philosophie zusammenhängen. Zum anderen macht Kymlicka deutlich, dass man die Anliegen der Ansätze nicht dogmatisch verstehen darf. Es geht nicht darum um man Anhänger eines Ismus werden soll und die philosophische Diskussion müsste nur klären, welcher der richtige Ismus wäre. Vielmehr geht es darum Aspekte unseres sozialen Daseins in ihrer normativen Struktur zu verstehen: Was ist das Öffentliche, das Private, das Staatliche, das Persönliche? Wie können wir Gerechtigkeit in diesem Beziehungsgeflecht erkennen und herstellen? Politische Philosophie kann so viel abstrakter bestimmt werden als es die ideologischen Diskussionen vorgaukeln.

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11 Die Sensibilität der Religiösen. Eine kritische Auseinandersetzung mit Habermas Konzeption religiöser Erfahrung

Es gibt die These (1), dass Religiöse für Gerechtigkeitsfragen besonders sensibel sind. Da ihr die Autorität eines einheitlichen Weltbildes fehlt, könnte diese Sensibilität für die möglicherweise prinzipiell instabile Demokratie eine wichtige moralische Ressource sein, die ihren Bestand sichert. Allerdings müsste sich, so die Standardthese, eine solche Ressource säkularisiert zur Geltung bringen. An die Sensibilität der Religiösen richtet sich eine entsprechende Übersetzungsforderung. In Abschnitt 2 wird gezeigt, dass diese Forderung sinnlos und ungerecht ist. Die zu übersetzenden Forderungen der Sensibilität der Religiösen speisen sich aber möglicherweise aus einem besonderen Erfahrungstyp. In Abschnitt 3 wird dieser Erfahrungstyp aus epistemologischer Perspektive systematisch skizziert. Doch selbst wenn religiöse Erfahrung kognitiv ist und die Sensibilität der Religiösen somit eine bessere Welt ermöglichte, passen absolute Erkenntnisquellen nicht in die Demokratie. Das Fazit (4) der Überlegungen ist: Die Demokratie ist auch das Recht von Religiösen und Säkularen auf das Chaos gesellschaftlichen Dissenses selbst in gravierenden moralischen Fragen.
Some say that religious people are outstandingly sensitive to justice (part 1). This sensitivity might be an important moral resource in democratic societies which (as a matter of principle) seem unstable without a unified and authoritative world view. Now, it is a standard that claims of religious resources should be transformed into secular language in parliament. In part 2 I show that this demand is senseless and unjust. But it might be the case that religious claims in public which have to be translated come from a special type of experience of the religious. In part 3 I try to develop two systematic options of this type of experience epistemologically. If religious experience is cognitive the so called sensitivity of the religious in fact might render the world better. But absolute sources of insight are not suitable in democratic discourses. The conclusion in part 4 is: Democracy is the right of the religious as well as of the secular citizen to live together in chaotic dissent, even if it is the chaos of fundamental moral questions.

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12 Weltarmut und Ethik

Unerträgliches Leid durch Hunger und andere Armutsfolgen sind ein moralisches Problem. In der ethischen Debatte gibt es mit Peter Singer und Thomas Pogge zwei grunsätzliche Diskussionslinien, eine moralische und eine sozialphilosophische. Gemeinsam ist ihnen, dass sie unsere Verantwortung für das Leid zu bestimmen versuchen. Die beiden Diskussionslinien geraten jedoch in ein Dilemma. Bestimmt man Verantwortung moralisch, führt eine Position zur Überforderung der Individuen. Bestimmt man Verantwortung sozialphilosophisch, geht Verantwortung im Kontext globaler Rechtsstrukturen, ökonomischer "Sachzwänge" und moralischer Nachlässigkeit verloren. Das Dilemma kann jedoch gelöst werden, wenn man sich klar macht, dass sich konkrete Bestimmungen unserer individuellen Verantwortlichkeit erst aus einer Bestimmung unseres gemeinschaftlichen Wesens verstehen lässt. Solidarität ist also ein grundlegenderes Konzept als Verantwortung. Ein Dilemma ergibt sich aus dem für die politische Philosophie der Neuzeit kennzeichnenden methodischen Individualismus (unabhängig davon, ob man eher Liberalist [Rawls, Dworkin] oder eher Kommunitarist [Taylor, Walzer] ist).

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13 Tugend als natürlicher Instinkt

Der Naturbegriff in der Ethik hat seine begründungstheoretische Funktion in der Moderne verloren. Dennoch! Nicht nur Habermas hat neuerdings seine Einschätzung eines evaluativen anthropologischen Naturbegriffes modifiziert; auch der Münster-Tatort in der ARD widmete sich bereits diesem Defizit der modernen Ethik und politischen Philosophie (Zwischen den Ohren, 18. Sept. 2011). Es gibt Gerechtigkeitsprobleme, die aufgrund einer nicht eindeutigen oder eindeutig mehrdeutigen Geschlechtszugehörigkeit entstehen. Intersex ist das Stichwort. In dem Artikel wird deutlich gemacht, dass man in der Ethik einen normativen Naturbegriff benötigt, der sich sowohl epistemisch als auch normativ an dem der Stoa orientiert, ohne naturalistisch fehlschlüssig zu sein oder antipluralistisch.

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14 patente auf menschliche embryonen?

Patente auf menschliche Embryonen verstoßen gegen die Menschenwürde! Der Bonner Forscher Oliver Brüstle unterlag jüngst vor dem Europäischen Gerichtshof in einer Auseinandersetzung mit Greenpeace. Das Urteil verquickt viele ethische Fragen irrational miteinander.

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15 Komplexe Loyalitäten, Gibt es professionelle Pflichten im Berufsleben?

Was ist ein Beruf? Seit Platons Politeia ist das Konzept des Berufes ein wichtiger Gegenstand der philosophischen Überlegungen im Bereich der Rechts-, Sozial- und politischen Philosophie. Berufe sind Elemente des gesellschaftlichen Wohlergehens und der individuellen Autarkie in einem sozialen Kontext. Stellt man Überlegungen zur Frabe „Was ist ein Beruf?“ an, muss man zwischen Berufen und Professionen unterscheiden. Denn nicht alle Tätigkeitsfelder im Dienste des Wohlergehens haben der Struktur nach denselben Wertehorizont. Am Beispiel des Unterschiedes zwischen Berufen Kammerberufen kann man diese strukturellen Unterschiede verdeutlichen. Professionalisierung ist ein modernes Phänomen, auch wenn Kammern historisch ihre Wurzeln im Zunftwesen haben. Professionen stehen im Dienste der Freiheit und sind daher auf ein Berufsethos zu verpflichten, das von den Tätigen im Dienste der Profession Respekt vor komplexen Loyalitäten erfordert.

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16 Tierethik. Metaethische Überlegungen (Folien)

Wir alle stimmen darüber überein, dass Tierquälerei und Tötung von Tieren ein moralisches Problem sein kann. In der Ethik ist es äußerst problematisch diesen Intuitionen gerecht zu werden, weil moderne Ethik für den Menschen gemacht sind. Die Ausweitung des moralisch Relevanten hat gravierende Folgen. Die Folien gehen diesen Folgen nach. (Weitere Hinweise in Kapitel 3 in: Andreas Vieth, Einführung in die Angewandte Ethik, Darmstadt: WBG 2006.)

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17 Globalisierungsfolgen. Rom und die philosophischen Schulen des Hellenismus (Skript)

Der Vortrag setzt sich mit der kulturellen und politischen Bedeutung der antiken Philosophenschulen auseinander. Anlass ist eine Gesandtschaft der Athener in Rom. Die Griechen schickten ihre Philosophen in politischer Mission. Die beeindruckten die Römer ebenso wie sie sie brüskierten. Aber die Gesandtschaft war erfolgreich. Das Verhältnis von Philosophie und Öffentlichkeit wird heute und der Anwendungsmetapher (angewandte Ethik, angewandte Philosophie) diskutiert. In der Antike haben alle Philosophenschulen dieses Verhältnis als metaphilosophische Frage der praktischen Orientierung behandelt. Ihre philosophischen Konzepte sind praktische Lebenshaltungen, die es im Lichte philosophischer Theoriebildung ermöglichen in einer oft feindlichen (und gefährlichen) Öffentlichkeit glücklich zu werden. Der Vortrag stellt unterschiedliche Strategien vor.

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18 Globalisierungsfolgen. Rom und die philosophischen Schulen des Hellenismus (Folien)

Der Vortrag setzt sich mit der kulturellen und politischen Bedeutung der antiken Philosophenschulen auseinander. Anlass ist eine Gesandtschaft der Athener in Rom. Die Griechen schickten ihre Philosophen in politischer Mission. Die beeindruckten die Römer ebenso wie sie sie brüskierten. Aber die Gesandtschaft war erfolgreich. Das Verhältnis von Philosophie und Öffentlichkeit wird heute und der Anwendungsmetapher (angewandte Ethik, angewandte Philosophie) diskutiert. In der Antike haben alle Philosophenschulen dieses Verhältnis als metaphilosophische Frage der praktischen Orientierung behandelt. Ihre philosophischen Konzepte sind praktische Lebenshaltungen, die es im Lichte philosophischer Theoriebildung ermöglichen in einer oft feindlichen (und gefährlichen) Öffentlichkeit glücklich zu werden. Der Vortrag stellt unterschiedliche Strategien vor.

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19 Einführung in die Philosophische Ethik

Für Informationen folgen Sie bitte diesem Link: ethik.andreasvieth.de

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20 Contra Pros und Contras. Worum geht es eigentlich?

In Großbritannien kann man mittels einer Methode, die den Namen CRISPR–Cas9 trägt, Forschung an Embryonen betreiben. Die Genehmigungsbehörde hat zugestimmt. Man kann dafür (pro) oder dagegen (contra) sein. In Deutschland müsste man aufgrund des Embryonenschutzgesetzes dagegen sein. Denn die Forschung würde gegen das Embryonenschutzgesetz verstoßen. Aber die Frage Pro? oder Contra? ist schon falsch. Pluralität, kann man nicht mit einseitigen Argumenten abtöten.

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21 Schwangerschaftsethik und social freezing

Google und Facebook wollen im Rahmen einer umfassenden familien – und kinderfreundlichen Unternehmenspolitik auch social freezing für Arbeitnehmerinnen unterstützen. Frauen, die Eizellen entnehmen lassen und einfrieren lassen wollen, um ihren Kinderwunsch später erfolgreiche realisieren zu können, soll diese Maßnahme finanziert werden. Manche werden dies moralisch billigen, andere werden es missbilligen. In der Ethik versucht man diese Moral zu artikulieren und Anforderungen an ihre Begründung zu verstehen. Im Ver- lauf der Darstellung werden auf der Basis einer kruden Schwangerschaftsethik (1) zunächst das Konzept der Übergriffigkeit eingeführt (2) und dann drei Arten der Übergriffigkeit rekonstruiert (3) moralische, (4) soziale und (5) ökonomische. Diese Übergriffigkeiten sind für die moralische Bewertung des social freezing zentral (6), so dass insgesamt die Praxis des social freezing aus Sicht der Ethik moralisch unproblematisch erscheint. Ob sie sich individuell und sozial be- währt, wird vielleicht auch die Überzeugungskraft des Vorbildes moralischer Hazardeure erweisen (7).

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22 Die Konzeption organischer Prozesse und Strukturen in den naturphilosophischen Schriften des Aristoteles

Plutarch berichtet über ein seltsames Ereignis. Es steht lange vor der Entwicklung der modernen Naturwissenschaft für den Streit der modernen Naturwissenschaft zwischen physikalistischen und anderen wissenschaftlichen Erklärungen. Wissenschaftlichkeit wird heute mit Naturwissenschaftlichkeit gleichgesetzt und Naturwisschenschaften sind nomologisch, ontologisch, epistemologisch, konzeptionell und methodisch die Physik und die Chemie. Diese Engführung ist Unsinn. Das wusste schon Plutarch. Er plädiert für eine wissenschaftstheoretische Pluralität. Eine Naturwissenschaft ist heute die Biologie, aber sie passt nicht in den Bereich der hard-core-Naturwissenschaften. Sie wehrt sich beständig. Das kann man an der Aristotelischen Naturphilosophie, spezieller der Biologie und insbesondere der Embryologie verdeutlichen. Es ist dabei wichtig, dass Aristoteles wissenschaftstheoretisch lehrreich ist, gerade weil wir heute viele seiner naturphilosophischen Theorien für Unsinn erachten. Das ist richtig, aber die Wissenschaftstheorie des Aristoteles ist nicht deshalb falsch. Die Arbeit versucht die aristotelische Embryologie des 'Ein Mensch zeugt einen Menschen' unter Verweis auf seine Konzeption der teleologischen Erklärung und der Elementenlehre (im Gegensatz zur Atomlehre anderer antiker Philosophen) nachzuvollziehen. Seine Schriften wirken befremdlich und skurril. Aber sie sind nicht deshalb kritikwürdig. Sie sind kritikwürdig, weil Aristoteles den selben Fehler macht, wie seine antiken Gegner (bspw. die sogenannten Atomisten) und moderne hard-core-Naturwissenschaftler. In schöner literarischer Form entlarvt Plutarch sie als Ideologen: Wissenschaft ist nomologisch, ontologisch, epistemologisch, konzeptionell und methodisch nicht anders zu denken als pluralistisch. Wer Wissenschaft mit Naturwissenschaft gleich setzt und Naturwissenschaft mit dem heutigen 'state of the art' der Physik (und allenfalls noch großzügig die Chemie inkludierend) gleich setzt, kann keinen Begriff von Wissenschaft entwickeln, der informativ ist. Jede Wissenschaft ist alternativ und als solche hat jede eine falsche historische Dimension, die wesentlich zum Verständnis ihrer wirklichen und erfolgreichen Geltung beiträgt.

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23 Die Armut der Aufklärung über die Moral der Weltarmut. Eine metaphilosophische Betrachtung über angewandte Ethik.

Metaphilosophische Überlegungen anlässlich einer Debatte über Weltarmut und Ethik motivieren eine Kritik des Dogmatismus. Zur Debatte: Unerträgliches Leid durch Hunger und andere Armutsfolgen sind ein moralisches Problem. In der ethischen Debatte gibt es mit Peter Singer und Thomas Pogge zwei grunsätzliche Diskussionslinien, eine moralische und eine sozialphilosophische. Gemeinsam ist ihnen, dass sie unsere Verantwortung für das Leid zu bestimmen versuchen. Die beiden Diskussionslinien geraten jedoch in ein Dilemma. Bestimmt man Verantwortung moralisch, führt eine Position zur Überforderung der Individuen. Bestimmt man Verantwortung sozialphilosophisch, geht Verantwortung im Kontext globaler Rechtsstrukturen, ökonomischer "Sachzwänge" und moralischer Nachlässigkeit verloren. Das Dilemma kann jedoch gelöst werden, wenn man sich klar macht, dass sich konkrete Bestimmungen unserer individuellen Verantwortlichkeit erst aus einer Bestimmung unseres gemeinschaftlichen Wesens verstehen lässt. Solidarität ist also ein grundlegenderes Konzept als Verantwortung. Ein Dilemma ergibt sich aus dem für die politische Philosophie der Neuzeit kennzeichnenden methodischen Individualismus (unabhängig davon, ob man eher Liberalist [Rawls, Dworkin] oder eher Kommunitarist [Taylor, Walzer] ist). Zur Dogmatismuskritik: Die Moral solcher Debatten neigt zur Übergriffigkeit. Denn ihre Funktion ist nicht die Begründung von Werturteilen und einer rationalen Positionierung, sondern ihre Artikulation. Der Anschein der Begründung von Positionen verdeckt den irreduziblen Dezisionismus solcher Positionierungen und ist so Ursache für Dogmatismus im pyrrhonischen Sinne.

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24 Das Marxsche Konzept der Charaktermaske als Kategorisierungsprinzip. Gegen den tierethischen Egalitarismus (Folien)

Alle Säuglinge von Säugetieren (zumindest die meisten) finden wir süß. Es gibt aber auch ausgesprochen widerliche Tiere. An sich friedliche Tiere, wie der Wolf, flößen uns Angst ein, weil unsere Märchen uns schulen. Spinnen, Heuschrecken und andere Insekten wären essbar, gesund und ökologisch vermutlich eher zu verantworten als Fleisch aus Massentierhaltung oder Avocados und Mangos aus den Tropen. Aber die meisten Europäer werden im Gegensatz zu den meisten Asiaten Insekten nicht als Nahrung wahrnehmen. Kategorisierungen von Tieren und der Natur insgesamt sind höchst differenziert aber vor allem kontingent und pluralistisch: So werden Hunde in Asien gegessen, aber in Deutschland ist es verboten sie zu schlachten. Viele Menschen dagegen würden sich freuen, wenn sie hoffen dürften, wie ihre Haustiere in bestimmten Situationen eingeschläfert werden zu dürfen. Um diese Kategorisierungen und Unterschiede in ihrer Komplexität zu verstehen, sollte man sie unter Bezugnahme auf ein Konzept in der Philosophie von Karl Marx als „Charaktermasken“ deuten. Mein statement soll das am Beispiel der Mensch/Tier-Differenz und der Haustier/Nutztier/Wildtier-Differenz erläutern. Neben der irreduziblen Kontingenz einer jeden „ Maske“ sind moralische Kategorien ein Merkmal vom „Charakter“-Element des Konzeptes.

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25 Das Marxsche Konzept der Charaktermaske als Kategorisierungsprinzip. Gegen den tierethischen Egalitarismus (Text)

Woher kommen die kategorisierenden Prinzipien, von denen unsere Vorstellungen über die Struktur der Natur und insbesondere der Mensch-Tier-Verhältnisse abhängen? Ein Teil einer Antwort wird in diesem Beitrag vorgestellt. Ausgehend von der Betrachtung eines Fotos des südafrikanischen Künstlers Pieter Hugo soll gezeigt werden, wie vieldeutig, vielschichtig und widersprüchlich das Mensch-Tier-Verhältnis ist. Man versteht das Foto nicht, wenn man nicht eine multivalente Moral der Mensch-Tier-Verhältnisse für es als konstitutiv ansieht. Ein Teil dieser Komplexität ist der tierethische Inegalitarismus, der in vielen Kulturen präsent ist und von Tierethikern oft als speziesistisch kritisiert wird. Man versteht die konstitutive Moral einer Kultur, wenn man sich am Konzept der Charaktermaske bei Karl Marx orientiert und es kreativ weiterentwickelt (1). Zunächst soll die Lehnquelle dieses Wortes aus der Bühnenwelt beleuchtet werden. Diesbezüglich sind verschiedene Dinge unbrauchbar: Charaktermasken in Marxens Sinne sind involuntative Personmerkmale (man setzt sie sich nicht auf) und man betritt mit ihnen nicht die Bühne des Theaters im Gegensatz zur Welt. Es ist auch fraglich, was es heißt, mit einer Rolle zu verschmelzen (2). Anschließend wird das Konzept im Oeuvre von Marx untersucht. Er hat nie ausführlich ein Konzept der Charaktermaske oder der Verdinglichung entwickelt. Dennoch kann man im Durchlauf durch Fundstellen ein klares Bild zeichnen: Kontingente Verhältnisse der menschlichen und kulturellen Verhältnisse heften den Individuen im Sinne einer kausalen Wirkung Charaktermasken an, weil sie verdinglichte Vorstellungs- und Handlungswelten darstellen (3). Diese Skizze kann auf die Mensch-Tier-Verhältnisse übertragen werden: Menschen, Tiere und Umwelt bilden eine gelebte und moralisch bedeutsame Realität. Sie ist eine Vorstellungswelt, für die ein vieldeutiges, vielschichtiges und widersprüchliches Geflecht an moralischen Kategorien Menschen, Tiere und Umwelt funktionieren macht. Und deshalb interagieren sie auf charakteristische Weise (4). In diesem Kontext kritisieren tierethische Egalitaristen die inegalitaristischen Grundstrukturen dieser Charaktermasken. Sie beruhen auf kategorisierenden Prinzipien, die ihnen als speziesistisch gelten. Ihre Philosophie ist ihre Mission der Welt im Dienste neuer Werte. Es wird gezeigt, dass der Vorwurf des Speziesismus ein unseriöses Hebelargument ist (der Mensch-Tier-Egalitarismus soll in unsere Realität gehebelt werden). Dieses Argument versteht die Moral der Welt strategisch falsch. Dieses Argument beruht auf falschen Annahmen über die Entwicklungsgesetze des Wertewandels. Zwei Thesen begründen diese Kritik: Zum einen sind die Wertverhältnisse (oder Systeme von Werthaltungen) nicht durch Wertentscheidungen zu erschüttern, zum anderen sind sie nicht grundsätzlich begründungsbedürftig. Sie wollen behutsam verstanden werden und in ihnen können radikale Umschwünge allmählich anziehend wirken.

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26 Wie gehen wir mit Tieren um? Die Instrumentalisierung der Tiere (Text)

Eine Sammlung von Antworten auf die Frage wäre informativ und sehr vielfältig. Sie wäre nicht unbedingt ein philosophisches Unterfangen. Präziser kann man das Anliegen des Textes als Frage nach der Moral der Instrumentalisierung von Tieren verstehen. Hier gibt es mehr oder weniger weit gehende Kritik von Seiten egalitaristischer Tierethiker. Für sie ist die Idee der Mensch-Tier-Égalité plausibel. Der Mainstream unserer Kultur hält die These für unplausibel. Der hier bereit gestellte Text möchte dem Mainstream Recht geben. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass egalitaristische Tierethiker falsch liegen. Es sollen zwei Punkte stark gemacht werden: Der eine ist die Verteidigung des Mainstreams und somit eine Kritik des Speziesismusvorwurfs in der Tierethik. Diese Argumnetationslinie sollt primär zu einem besseren Verständnis des Vorwurfs beitragen. Der andere ist, dass man mit egal welcher Tierethik auch immer, am Besten fährt, wenn man die direkte moralische Relevanz von Tieren, Menschen, ... als Einordnung der Dinge der Welt auf die „Stufen“ der scala naturae konzipiert. Tierethische Egalitaristen wollen Tiere gleichwertig behandeln (Speziesismus ist wie Sexismus oder Rassismus) und das bedeutet, dass sie in der Welt Menschen und Tiere normative beieinander sehen. Der Mainstream sieht Menschen und Tiere als direkt moralisch relevant an, sieht sie aber nicht beieinander, sondern durch eine geltungstheoretische Trennlinie prinzipiell separiert. In diesem Sinne bringt die Tierethik die verpönte Idee der scala naturae wieder aufs Tapet. In Bezug auf den einen Punkt ist das Fazit, dass nicht-menschliche Tiere noch nicht als gleichwertig angesehen werden dürfen. Ändert sich aber der Mainstream in eine egalitaristische Richtung, würden Tiere zu „Menschen“. In Bezug auf den anderen Punkt ist das Fazit, dass eine philosophische Ethik Treppenstufen unterschiedlicher Geltungskonzepte benötigt, um der Vielfalt der moralischen Fragen unserer Welt gerecht zu werden.

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27 Wie gehen wir mit Tieren um? Die Instrumentalisierung der Tiere (Folien)

Eine Sammlung von Antworten auf die Frage wäre informativ und sehr vielfältig. Sie wäre nicht unbedingt ein philosophisches Unterfangen. Präziser kann man das Anliegen des Textes als Frage nach der Moral der Instrumentalisierung von Tieren verstehen. Hier gibt es mehr oder weniger weit gehende Kritik von Seiten egalitaristischer Tierethiker. Für sie ist die Idee der Mensch-Tier-Égalité plausibel. Der Mainstream unserer Kultur hält die These für unplausibel. Der hier bereit gestellte Text möchte dem Mainstream Recht geben. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass egalitaristische Tierethiker falsch liegen. Es sollen zwei Punkte stark gemacht werden: Der eine ist die Verteidigung des Mainstreams und somit eine Kritik des Speziesismusvorwurfs in der Tierethik. Diese Argumnetationslinie sollt primär zu einem besseren Verständnis des Vorwurfs beitragen. Der andere ist, dass man mit egal welcher Tierethik auch immer, am Besten fährt, wenn man die direkte moralische Relevanz von Tieren, Menschen, ... als Einordnung der Dinge der Welt auf die „Stufen“ der scala naturae konzipiert. Tierethische Egalitaristen wollen Tiere gleichwertig behandeln (Speziesismus ist wie Sexismus oder Rassismus) und das bedeutet, dass sie in der Welt Menschen und Tiere normative beieinander sehen. Der Mainstream sieht Menschen und Tiere als direkt moralisch relevant an, sieht sie aber nicht beieinander, sondern durch eine geltungstheoretische Trennlinie prinzipiell separiert. In diesem Sinne bringt die Tierethik die verpönte Idee der scala naturae wieder aufs Tapet. In Bezug auf den einen Punkt ist das Fazit, dass nicht-menschliche Tiere noch nicht als gleichwertig angesehen werden dürfen. Ändert sich aber der Mainstream in eine egalitaristische Richtung, würden Tiere zu „Menschen“. In Bezug auf den anderen Punkt ist das Fazit, dass eine philosophische Ethik Treppenstufen unterschiedlicher Geltungskonzepte benötigt, um der Vielfalt der moralischen Fragen unserer Welt gerecht zu werden.

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28 Der Wert des gemeinsamen Mahls in Platons „Nomoi“

In den Nomoi werden für eine komplett neu zu gründende Stadt Magnesia Gesetze entwickelt. Ausgehend von einem neuen Ort wird für die Pflanzstadt (Kolonie) eine neue Bevölkerung angenommen. Die drei diskutierenden Greise denken über die Gesetzes des Staates nach. Sie begründen sie intensiv. Ein Gesetz ist das über die gmeinsamen Mahlzeiten (syssitia). Diese gemeinsamen öffentlich finanzierten Mahlzeiten waren im griechischen Kulturkreis üblich. Ebenso üblich waren ausgedehnte Gastmähler (symposia). Fraglich ist bei diesem Gesetz, ob Weinkonsum verboten sein soll. In Sparta und auf Kreta ist Wein verboten, weil er zu Alkoholexzessen führt. Doch der Fremde (oder: Gast) aus Athen erläutert, warum das Gesetz über die gemeinsamen Mahlzeiten ein Weinkonsumgebot enthalten muss. An der Argumentation kann man erkennen, dass das Dionysische rechtsphilosophisch zwingend ist. Die Argumente des Fremden führen uns die sozialpsychologischen und sozialpädagogischen Gesetzmäßigkeiten des exzessiven Weingenusses vor Augen. Weingenuss bei gemeinsamen Gastmählern und Mahlzeiten bewirkt in Magnesia die Tugend der Bürgerinnen und Bürger. Der moralpsychologische Wirkmechanismus ist ein doppelter und Verzauberung (epode) sein Prinzip.

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29 Das Skelett des Epikur (BoscoSilber Magazin, Nº 1 – MÄRZ 2021)

Ein Silberschatz, gefunden am Vesuv, enthält zwei philosophische Becher (Louvre BJ 1923, BJ 1924). Es handelt sich um erstaunliche toreutisches Kunstwerke. Um die Becher zieht sich feingearbeitetes Silberrelief. Lebendige und tote Skelette, eine Skulptur mit einer Dirigentin, zwei kopulierende Hunde und einige Requisiten. Es handelt sich um ein anthropologisches und metaphilosophisches Relief. Der Silberschatz ist philosophisch wunderbar. Zenon und Epikur streiten über Ethik. Der eine wettert gegen die hedonistische Glückskonzeption des anderen. Der andere ignoriert das philosophische Gezeter. Der Hedonismus der Hunde symbolisiert die kynische Ignoranz gegenüber jeder nicht-anekdotischen Philosophie. Mehr als hundert Jahre nach dem Fund werden die beiden Becher zum ersten Mal wieder ausführlich gewürdigt und interpretiert. Die Becher diskutieren hellenistische Ethiken und motivieren so eine Diskussion über die Landkarte hellenistischer Ethiken. Die philosophischen Anspielungen und die theoretische Intelligenz der Dramaturgie des Reliefs werden zum ersten Mal rekonstruiert (to be contnued in: BoscoSilber Magazin, Nº 2).

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