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Veranstaltungen

des SoSe 2024

Individuelle Rechte

Master | Teil 1, Teil 2 (086622, 086596) | WWU | Di 14-16 und Do 10-12 | Di: DPL 23.206, Do: DPL23.208 | LSF-Link | moodle

Kommentar: Der Buchrücken sagt uns: Die Vorstellung, dass Menschen Rechte haben, gehört seit mindestens 400 Jahren zum festen Repertoire moral- und rechtsphilosophischer Grundgedanken. Angesichts der Bedeutung des Begriffs eines individuellen Rechts für die Regelung und Koordinierung menschlichen Handelns, zwischenmenschlicher Beziehungen und der Stellung des Bürgers gegenüber dem Staat überrascht es, dass sein Gehalt und seine Funktion noch immer strittig sind. Wie Robert Alexy erst kürzlich feststellte, hat die "Diskussion über den Begriff des subjektiven Rechts ... trotz ihrer beachtlichen Dauer und sehr intensiver und umfangreicher Bemühungen nicht zu einer Einigung geführt." Tatsächlich ist man sich weder einig über die Anwendungskriterien dieses Begriffs noch darüber, was Rechte für ihre Träger leisten sollen.

Ziele der Veranstaltung:

  • Klärung der Frage: Was sind Rechte? (Das Wesen der Rechte, Grundbegriffe)
  • Klärung der Frage: Welche Unterschiede gibt es in unter dem Oberbegriff des Rechts. (Struktur des Rechts und der Rechte)
  • Klärung der Frage: Wie berechtigt sind Rechte? – Insbesondere, wenn sie als individuelle Rechte verstanden werden. (Begründungstheoretische Fragen des Rechts)

Literatur, Textgrundlage: Individuelle Rechte, hrsg. v. Markus Stepanians, Paderborn: Mentis, 2007.

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Migration als ethisches und rechtsphilosophisches Problem

Bachelor | Gruppe 1 (086570) | WWU | Mo 10-12 | DPL 23.201 | LSF-Link | moodle

Bachelor | Gruppe 2 (086571) | WWU | Mi 14-16 | DPL 23.206 | LSF-Link | moodle

Kommentar: Immanuel Kant vertrat die Auffassung, dass jeder Mensch gegen jeden Menschen ein Besuchsrecht besitzt. Die Erdoberfläche ist begrenzt und Menschen müssen andere erdulden. Einerseits ist die Fläche des Globus natürlich begrenzt, andererseits ist der Ort, auf dem die Füße eines jeden Menschen stehen, nicht natürlich der seine. Dass jeder von uns irgendwo einen Ort einnimmt ist also eine gewisse Dreistigkeit gegen jeden anderen. Jeder hat deshalb (aus der anthropologisch notwendigen Notwendigkeit des Rechtsbegriffes heraus) das Recht, jeden zu besuchen. Das Besuchsrecht ist aber kein "Gastrecht" und es ist (wie gesagt) auch nicht "philanthropisch". Für Kant ist dieses Besuchsrecht "natürliches Recht" und somit konstitutives Prinzip des Rechts im notwendig existierenden Staat. Interessant wird diese These für uns heute aus folgendem Grund: Die Ausgrenzung von Menschen aus dem Rechtsraum eines Nationalstaates ist naturrechtlich ein unerträglicher Skandal des Staates gegen jeden einzelnen Menschen in der Welt. Der Staat muss daher (so meint Kant) ein willkürliches Besuchsrecht einräumen (sowohl das eigene Land verlassen, als auch ein anderes betreten zu dürfen). Aus dem Besuchsrecht folgt kein Gastrecht. Doch, nota bene: er schlussfolgert kein Gastrecht der Individuen gegen jeden andren, in Staaten heute gibt es aber aufgrund innerer Rechtsprinzipien (bspw. solidarische Unterstützungspflichten der Individuen im Staat gegeneinander) Unterstützungspflichten des Saates gegen jeden beliebigen Menschen in der Welt. Gegen diese Pflichten kann sich der Staat auf keine Weise erwehren als ihnen nachzukommen. (Die philanthropisch gemeinte These des "Wir schaffen das!" ist also philosophisch alternativlos.) Nun, man sieht, dass für Kant Migration ein ethisches und rechtsphilosophisches Thema darstellt. Das Seminar wird die verschiedenen Debattenstränge einer Philosophie der Migration verfolgen.

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Ekel, Haß, Hochmut: Zur Phänomenologie feindlicher Gefühle

Bachelor | Gruppe 1 (086583) | WWU | Mo 14-16 | DPL 23.208 | LSF-Link | moodle

Bachelor | Gruppe 2 (086584) | WWU | Di 10-12 | DPL 23.208 | LSF-Link | moodle

Kommentar: Aurel Kolnai hat in den Jahren 1929 bis 1935 die Ethik feindlicher Gefühle untersucht. Unter Ethik versteht man hier eine phänomenologische Untersuchung. Untersucht werden die Phänomene dieser Gefühle. Es geht also um eine Methodik in der Philosophie, die bei den "phainomena" ansetzt. Und die phainomena der Gefühle selbst, wie sie sich selbst uns in unserem Bewusstsein epistemologisch, motivational und rational präsentieren. Kolnai beschreibt diese Gefühle präzise und zeigt dabei zugleich, wie sie uns rationale Erkenntnis vermitteln. Seine Methode ist also empirisch, obwohl wir seinem subjektiven Erleben einfühlend folgend müssen. In dem Maße wie seine Darstellung das Wesen dieser Gefühle rekonstruiert vermittelt uns im Seminar unser "Einfühlen" und unser "Folgen" eine neue Kompetenz im Verständnis unserer "feindlichen" Gefühle. Das Wesen dieser Gefühle ist sozialphilosophischer Natur: Menschen zivilisieren ihre tierliche Natur durch Triebverzicht und die feindlichen Gefühle entspringen unserem Selbsterhaltungstrieb. Die Psychologie der Phänomene in diesen Texten führt auf eine Sozialphilosophie. Das Seminar wird zeigen, dass hier philosophisch ein Denkfehler vorliegt. Wie viele Philosophen, so lässt auch Kolnai außer Acht, dass man moralische Gefühle sozialpsychologisch untersuchen muss. Neben der erhellenden Betrachtung von Ekel, Hass und Hochmut wird das Seminar positive und negative Wege der wissenschaftlichen Methodik unterscheiden.

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Locke: Zweite Abhandlung über die Regierung

Bachelor | Gruppe 1 (086577) | WWU | Mo 18-20 | DPL 23.208 | LSF-Link | moodle

Bachelor | Gruppe 2 (086578) | WWU | Do 14-16 | DPL 23.208 | LSF-Link | moodle

Kommentar: Die Veranstaltung ist konzipiert als Lektürekurs. Wir werden die „Zweite Abhandlung über die Regierung“ von John Locke durcharbeiten. Das Werk wurde 1689 anonym veröffentlicht und heute liest man meist nur den zweiten Teil. Der erste Teil beschäftigt sich mit Prinzipien der gerechten Regierung aus der Perspektive der Bibel. In der Vormoderne besteht Wissenschaft darin, seine praktischen und theoretischen Fragen zu beantworten, indem man herausfindet, was die Bibel dazu sagt. In dem ganzen Werk (beide treatises) stellt Locke die Theorie des Liberalismus als kapitalistische Ideologie vor. Der Kern dieser Ideologie ist die These des Privateigentums als eines exklusiven Privilegs (alle anderen sind von der Nutzung meines Eigentums effektiv ausgeschlossen, wenn ich das will). In der europäischen Kultur gab es zuvor noch die These eines inklusiven Eigentumskonzeptes, mit der Locke bricht. Diese Ideologie zu verstehen, ist Ziel der Lektüre. In der ersten Abhandlung wird gegen die Tradtion gezeigt, dass der Liberalismus schon in der Bibel steckt. Die zweite Abhandlung ist das moderne Narrativ, das die Bibel und ihre Exegese methodisch ersetzt. Dieses Gedankengut ist als Wirtschaftsliberalismus tief in unserer Kultur verankert. Das Werk ist also zentral, um einen epochalen Methodenwandel zu verstehen und die moderne Ideologie der „Rechten“ (im Sinne der französischen Revolution) zu untersuchen.