Semester: SoSe 2026
Georg Simmel: Das individuelle Gesetz
Gruppe 1 (084579) | Mo 10-12 | DPL 23.201 | LSF | e-learning
Gruppe 2 (084595) | Mi 14-16 | DPL 23.205 | LSF | e-learning
In diesem Bachelor-Seminar untersuchen wir zwei kontrastierende Modelle der Moralphilosophie Kants Ethik des allgemeinen Gesetzes und Simmels Konzept des individuellen Gesetzes. Ausgehend von einer analytischen Lektüre zentraler Textpassagen klären wir wie beide Denksysteme ihre moralischen Begriffe epistemologisch begründen wie sie Geltung erzeugen und welche Vorstellungen von Normativität und moralischem Wert sie voraussetzen. Dabei wird sichtbar dass Kant Moral aus formaler Vernunft ableitet während Simmel die individuelle Lebensgestalt als Quelle des Sollens versteht. Die Veranstaltung führt in die unterschiedlichen methodischen Zugänge beider Autoren ein und zeigt wie sich abstrakte Gesetzesethik und lebensprozessuale Ethik wechselseitig kritisieren und ergänzen. Studierende entwickeln so ein präzises Verständnis dafür wie Moral begründet werden kann allgemein oder individuell und wie diese Alternativen aktuelle ethische Debatten prägen.
Simmel, Georg, Das individuelle Gesetz. Ein Versuch über das Prinzip der Ethik (in: Gesamtausgabe, Bd. 12, S. 417-470; zuerst in: Logos 4, 1917, S. 117-160).
Lektürekurs zur Erkenntnistheorie (Platon, Aristoteles, Descartes, Locke, Hume usw.)
Gruppe 1 (084567) | Mo 10-12 | DPL 23-201 | LSF | e-learning
Gruppe 2 (084568) | Di 10-12 | DPL 23.208 | LSF | e-learning
Die Veranstaltung soll am Beispiel historischer Positionen in die Thematik der Erkenntnistheorie einführen. Sie ist in Form intensiver Lektürearbeit konzipiert. Ziel ist es zum einen, die einzelnen Positionen intern zu verstehen, und zum anderen, systematische Bezüge zwischen Ihnen herzustellen.
Evaluationsergebnisse: [eva]
Frankena: Einführung in die Ethik (analytisch)
Gruppe 1 (084577) | Mo 14-16 | DPL 23.208 | LSF | e-learning
Gruppe 2 (084578) | Mi 10-12 | DPL 23.208 | LSF | e-learning
Das Seminar führt in zentrale Problemstellungen der Moralphilosophie anhand von William K. Frankenas klassischem Lehrbuch Ethik. Eine analytische Einführung ein. Im Mittelpunkt stehen Grundbegriffe der Moral unterschiedliche Typen normativer Urteile sowie die systematische Unterscheidung zwischen normativer Ethik und Metaethik. Wir diskutieren zentrale ethische Theorien von egoistischen deontologischen und teleologischen Ansätzen über Utilitarismus und Gerechtigkeit bis hin zu Theorien moralischer Werte Tugenden Verantwortung und des guten Lebens. Abschließend wenden wir uns Fragen der Rechtfertigung moralischer Urteile metaethischen Positionen wie Naturalismus Intuitionismus und Nonkognitivismus sowie klassischen Debatten über Relativismus und die Frage Warum moralisch sein zu.Ein besonderer Akzent liegt auf Frankenas Verständnis von analytisch. Gemeint ist kein historisches Label sondern eine methodische Haltung Analytisch ist für Frankena jenes Denken das moralische Begriffe klärt Argumentstrukturen freilegt und die Rechtfertigungsformen moralischer Urteile untersucht. Es geht darum begriffliche Unschärfen zu vermeiden die logische Gestalt moralischer Aussagen transparent zu machen und zwischen verschiedenen Ebenen des moralischen Diskurses faktischer Beschreibung normativer Begründung und metaethischer Analyse sauber zu unterscheiden. Analytisch zu arbeiten heißt damit Argumente zu explizieren voraussetzungsreiches Alltagswissen zurückzunehmen und moralische Fragen mit begrifflicher Präzision und methodischer Selbstreflexion zu behandeln.
Frankena, William K., Ethik, Eine analytische Einführung, 6. Aufl., 2017.
Lektüre: Platons Nomoi
Teil 1 (084627) | Mo 18-20 | DPL 23.206 | LSF | e-learning
Teil 2 (084629) | Do 10-12 | LSF | e-learning
Bei der nicht allzu oft gelesenen Schrift Platons handelt es sich um einen Dialog in 12 Büchern. Wenn man den Titel liest Nomoi (Gesetze, laws), würde man als Philosoph eine Diskussion erwarten, die nach dem Wesen der Gesetze fragt. Doch diese Frage wird in der nicht gleichbedeutenden Variante Was ist Gerechtigkeit in der oft gelesenen Politeia untersucht. Im eigentlichen Sinne wird die Frage im Minos behandelt, der heute nicht mehr als ein Werk Platons gilt. Die Nomoi sind in der politischen Philosophie singulär. Sie gehen die politische Philosophie von einem personalen Standpunkt an: Wie sollte ein Gesetzgeber beschaffen sein In der Politeia müssen Philosophen aus ihrer Einsicht in die Wahrheit heraus im Gemeinwesen herrschen. In den Nomoi sind es die Menschen, die im Bewusstsein der richtigen Meinung ihr Gemeinwesen gemeinschaftlich gestalten müssen. Zudem verweist der Titel auf die Musiktheorie: nomos heißt im Griechischen nicht nur Gesetz, sondern auch Melodie (nomo tini adein melodisch singen). Die Gerechtigkeit im Staat ist somit die Melodie des gemeinschaftlichen Lebens der Personen. Und diese Melodie kann gelingen und den Staat dadurch lebenswert machen. Platon entwickelt in den Nomoi eine gegenüber der Politeia neue und eigenständige Moralpsychologie, Utopie und Rationalitätstheorie. Sein Blick auf die Bürgergesellschaft, die Institutionen und Ämter und die Gesetzgebenden ist im Sinne einer idealen normativen Soziologie modern.
Platon, Nomoi (Gesetze), übers. v. Klaus Schöppsdau, in: Platon, Werke, Übersetzung und Kommentar, hrsg. v. Ernst Heitsch et al., Bd. IX.2 (2.1, 2.2, 2.3), Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht, 1994 -2011.