Hausarbeit – Ein Leitfaden für Studierende
Gibt es sinnlose philosophische Fragen?
Ja! Philosophische Fragen scheinen auf den ersten Blick oft einfach und selbstverständlich. Doch wenn man sie genauer betrachtet, erweisen sie sich als komplex. Ein Beispiel für vier sinnlose Fragen:
1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?
4. Was ist der Mensch?
Diese vier grundlegenden Fragen stammen von Immanuel Kant (1724–1804). Sie sind jedoch keine philosophischen Fragen. Wir nennen Sie nur deshalb die Fragen der Philosophie, weil sie von Kant stammen, der eben Philosoph war. Daraus können wir etwas Wichtiges für die Entwicklung von Fragestellungen lernen: Ob eine Frage philosophisch ist, hängt nicht nur von ihrer Formulierung ab, sondern auch davon, wer sie stellt. Aber es hängt gar nicht davon ab, dass sie als Frage formuliert ist. Philosophische Fragen entstehen immer erst im Kontext einer begründeten Reflexion der Einordnung.
Das ist nichts Besonderes! Jede Wissenschaft entwickelt komplexe methodische Systematiken für die Einordnung von Fragen in ihren Rahmen. Erst dadurch werden sie zu x-Fragestellungen:
Beispiel 1: Wissenschaftliche Fragestellungen in der Biologie
Eine biologische Frage wie „Warum haben bestimmte Tiere bestimmte Fellfarben?“ ist zunächst eine rein deskriptive Frage. Sie wird jedoch erst dann zu einer biologischen Forschungsfrage, wenn sie in den methodischen Kontext der Biologie eingeordnet wird. Durch Evolutionstheorie und Genetik wird diese Frage beispielsweise umformuliert zu: „Welche genetischen Mechanismen und Selektionsprozesse führen zur Ausbildung spezifischer Fellfarben bei bestimmten Arten?“ Erst durch diese Einordnung und methodische Präzisierung wird sie zu einer wissenschaftlich bearbeitbaren Frage.
Beispiel 2: Wissenschaftliche Fragestellungen in der Physik
Eine physikalische Frage wie „Warum fällt ein Apfel vom Baum?“ erscheint trivial. Sie wird aber erst dann zu einer physikalischen Forschungsfrage, wenn sie in den Kontext der Gravitationstheorie eingeordnet wird. So wird sie etwa zu: „Wie interagieren Massen über Distanz hinweg, und wie lässt sich dies mathematisch in einem Gravitationsmodell beschreiben?“ Die Einordnung in die methodische und theoretische Struktur der Physik macht die Frage wissenschaftlich relevant und präzise untersuchbar.
Was macht eine philosophische Fragestellung aus?
Also kann man versuchen die vier Fragen von Kant als philosophische Fragestellungen zu rekonstruieren. Wenn Sie wirklich philosophische Fragestellungen sind, dann weil Kant sie als solche dachte.
Aber zuvor ein anderes Beispiel: Fragen wie „Was kann ich wissen?“ sind grammatikalisch einfach, fordern uns jedoch dazu auf, die Bedingungen und Grenzen menschlicher Erkenntnis systematisch zu untersuchen. Mit systematisch meint man hier: Es gibt philosophische Methoden der Untersuchung.
Ein Beispiel: „Wie lässt sich epistemisch rechtfertigen, dass eine bestimmte Handlung als autonom gilt, und welche Kriterien erlauben uns diese Unterscheidung?“
Diese Fragestellung richtet sich auf die Autonomie einzelner Handlungen. Dabei wird nach intersubjektiv gültigen Kriterien gefragt, die uns ermöglichen, eine Handlung als autonom zu bewerten. Die Fragestellung ist also eine begriffliche und normative Problemstellung: Intersubjektive Kriterien epistemischer Zugänglichkeit von Autonomie –und zwar nicht bei Handlungen (type), sondern bei Handlungen (token).
Wie entwickelt man eigene Fragestellungen?
Die Entwicklung einer philosophischen Fragestellung beginnt oft mit einer allgemeinen Orientierung an grundlegenden Problemen. Um den Einstieg zu erleichtern, können Studierende sich an den vier Fragen Kants orientieren und diese auf ihre eigenen Interessensgebiete anwenden. Die vier Fragen werden erst dadurch zu philosophischen, dass sie systematisch auf „Einordnungsstrukturen“ abgebildet werden:
1. Was kann ich wissen?
„Inwiefern beeinflussen gesellschaftliche Machtstrukturen unser Verständnis von Wahrheit und Wissen?“ Diese Frage könnte sich beispielsweise auf erkenntnistheoretische Überlegungen zu Macht und Wissen in der Tradition von Michel Foucault beziehen. Man muss also überlegen, ob Machtstrukturen einerseits das Wissen kausal beeinflussen und andererseits „Wahrheit“ als geltungstheoretische oder als epistemische Eigenschaft von Wissen verändern.
2. Was soll ich tun?
„Wie lässt sich die moralische Verantwortung von Künstlicher Intelligenz im Kontext von automatisierten Entscheidungen bewerten?“ Eine solche Fragestellung verbindet ethische Überlegungen mit aktuellen technologischen Entwicklungen. Sie besteht darin, dass man untersucht, ob eine Technoloige mit Blick auf moralische Verantwortung zu „bewerten“ (also geltungstheoretisch oder normativ so oder so eingeschätzt werden kann).
3. Was darf ich hoffen?
„Ist die Hoffnung auf ein universales moralisches Fortschreiten der Menschheit in einer globalisierten Welt begründet?“ Diese Frage untersucht die Verbindung von Ethik und Geschichtsphilosophie (also: Kritik der Idee der „Zivilisation“, wie wir sie bei Rousseau und Kant finden). Ist die Menschheit ein gesetzesförmiger Geschichtsprozess, in dessen Verlauf sich Kulturen notwendig moralisch von „wilden“ zu „europäischen“ entwickeln?
4. Was ist der Mensch?
„Welche Rolle spielt der Leib (im Unterschied zum Körper) für das Selbstverständnis des Menschen?“ Diese Fragestellung könnte in den Bereich der philosophischen Anthropologie oder der Phänomenologie führen. Der Mensch ist nicht nur Körper, sondern auch Leib. Man muss also Leib und Körper ontologisch und epistemisch voneinander unterscheiden (der Wissenszugang ist aufgrund unterschiedlicher Ontologien unterschiedlich: introspektiv vs. „extrospektiv“).
Fragen werden also dadurch zu philosophischen Fragestellungen, dass sie durch die systematische Brille philosophischer Methodik betrachtet werden. Und das heißt, dass man sie in philosophische Fragen verwandelt. Hierzu bedarf es begrifflicher, ontologischer, erkenntnistheoretischer, epistemischer, geltungstheoretischer, normativer, semantischer … Einordnung. Die europäische (also nicht: die) Philosophie stellt seit 2500 Jahren Methoden und Strukturen solcher Einordnungen her. Diese Kategorien sind jedoch zunächst sehr allgemein und können verwirrend wirken, wenn Sie ein eigenes Thema für einen philosophischen Text finden möchten. Wie können Sie nun aus diesen eher abstrakten Differenzierungen eine Frage ableiten, auf die sich in Ihrer Arbeit mit einem klaren Argumentationsziel eingehen lässt?
Die folgende Vorgehensweise unterstützt Sie dabei, die vorgestellten Fragetypen schrittweise in eine konkrete, wissenschaftlich bearbeitbare Fragestellung zu überführen.
1. Wählen Sie ein klar umgrenztes Thema, das Sie interessiert
Starten Sie mit einem Gegenstand, der Sie neugierig macht – etwa ein bestimmter philosophischer Begriff, ein Textausschnitt oder eine Debatte. Ein Beispiel: Sie interessieren sich für Kants Begriff der „Autonomie“ in seiner Moralphilosophie. Statt nur zu fragen: „Was ist Autonomie bei Kant?“, können Sie präziser werden. Überlegen Sie, ob Sie den Begriff hinsichtlich seiner Bedeutung (begriffliche Frage), seines ontologischen Status (ontologische Frage) oder seiner Geltungsansprüche (geltungstheoretische Frage) untersuchen möchten. Sie können AIs befragen, was man alles in der philosophischen Debatte mit diesem Thema verbindet. Sie können fragen, wie man methodisch in diesem Bereich vorgeht. Sie können auch einschlägige Übersichtsliteratur befragen: Einführungen, Überblickswerke, Handbücher, Enzyklopädien, Sammelbände, Lehrbücher, Rezensionen. Nur so bekommen Sie Kriterien für die Vollständigkeit (es fehlt nichts) und die Strategien zur Reduktion (das Thema passend machen). Sie müssen genau eingrenzen (hinein- und hinauszoomen) in eine Thematik, damit sie in einem begrenzten Rahmen (Seitenanzahl, Arbeitszeit) vollständig behandelbar wird. Die wichtigsten methodischen Hilfsmittel sind die zum Einordnen ihrer Fragestellung. Wenn Sie sich nur auf geltungstheoretische oder begriffliche oder normative oder … Gesichtspunkte beschränken, dann können Sie eher alles und zwar vollständig behandeln.
2. Ordnen Sie Ihr Thema einer Fragerichtung zu
Entscheiden Sie, welchen Aspekt Ihres Themas Sie genauer beleuchten wollen:
- Begrifflich: Möchten Sie herausarbeiten, was Kant genau mit „Autonomie“ meint, um Missverständnisse zu vermeiden? Dann zielt Ihre Fragestellung auf die begriffliche Ebene: „Wie lässt sich der Begriff der Autonomie bei Kant präzise definieren, um sein normatives Gewicht besser zu verstehen?“
- Ontologisch: Interessiert Sie, ob diese Autonomie als etwas „Real-Existierendes“ jenseits menschlicher Vorstellungskraft aufgefasst werden kann? Dann könnten Sie fragen: „Gibt es Autonomie als eigenständige Eigenschaft menschlicher Handlungen, oder ist sie nur ein nützliches Konstrukt?“
- Erkenntnistheoretisch / Epistemisch: Möchten Sie untersuchen, ob und wie wir überhaupt begründet wissen können, dass eine Handlung autonom ist? Dann fragen Sie etwa: „Wie lässt sich epistemisch rechtfertigen, dass eine bestimmte Handlung als autonom gilt, und welche Kriterien erlauben uns diese Unterscheidung?“
- Geltungstheoretisch: Falls Sie klären wollen, wann und warum der Anspruch auf Autonomie gilt, könnten Sie fragen: „Unter welchen Bedingungen kann der Anspruch auf Autonomie moralische Geltung beanspruchen, und wie begründet man dies argumentativ?“
- Normativ: Wenn es Ihnen darum geht, welche Handlungen aufgrund ihrer Autonomie moralisch gefordert sind, wäre eine normativ ausgerichtete Frage denkbar: „Sollten wir Handlungen, die aus autonomer Selbstbestimmung hervorgehen, stets als moralisch wertvoller betrachten und, wenn ja, warum?“
- Semantisch: Interessiert Sie, wie die Bedeutung von „Autonomie“ in verschiedenen Kontexten variiert und welche impliziten Annahmen damit verbunden sind? Dann könnten Sie fragen: „Welche unterschiedlichen Bedeutungsdimensionen des Begriffs ‚Autonomie‘ lassen sich identifizieren, und wie beeinflussen sie sein philosophisches Verständnis?“ Daraus ergeben sich evtl. normative oder epistemische Folgerungen.
Seien Sie kreativ: Kopieren Sie diese Liste (oder am Besten gleich diesen ganzen Text auf dieser Seite hier) und diskutieren Sie mit künstlichen Intelligenzen über einen Seminartext, zu dem Sie eine Hausarbeit schreiben wollen. Laden Sie den Text in die KI und sagen sie ihr, dass Sie 8 Fragestellungen zu diesem Text benötigen. Dabei sollten Sie festlegen, dass die Fragestellungen auf der Basis der Hinweise erzeugt werden sollen, die Sie gerade jetzt und hier lesen. Eine KI wie chatGPT, Sonnet oder Gemini. Die Universität Münster stellt einige AIs zur Verfügung über: https://gpt.uni-muenster.de/. Es gibt auch auf Wissenschaft spezialisierte AIs (bspw. Perplexity). Suchen Sie am Besten ihre persönliche KI, indem Sie KI fragen! Strategische Hinweise für den sinnvollen philosophischen Einsatz finden Sie hier.
3. Formulieren Sie eine Leitfrage mit Argumentationsziel
Ihre Fragestellung sollte nicht nur benennen, womit Sie sich beschäftigen, sondern auch andeuten, zu welchem Ziel Sie dabei gelangen möchten. Aus der bloßen Frage „Was ist Autonomie?“ wird so ein Untersuchungsauftrag: „Wie lässt sich Kants Begriff der Autonomie so präzisieren, dass ersichtlich wird, welche Art von Handlungen moralische Autorität beanspruchen können?“ Mit dieser Leitfrage können Sie beispielsweise im Hauptteil Ihres Textes die einschlägigen Textstellen bei Kant untersuchen, unterschiedliche Interpretationen vergleichen und schließlich eine eigene, begründete Position entwickeln.
4. Nutzen Sie konkrete Beispiele und Fallstudien
Um Ihre Fragestellung anwendungsnah zu machen, können Sie Beispiele einsetzen. Im Fall der Autonomie könnte dies die Betrachtung einer konkreten Entscheidungssituation sein: Was unterscheidet die autonome Entscheidung einer erwachsenen Person, ihr Berufsleben umzugestalten, von der rein impulsiven Reaktion eines Kindes, das sich einer Autorität entzieht? Solche Beispiele helfen Ihnen, Ihre begrifflichen Klärungen oder ontologischen Untersuchungen an anschaulichen Fällen zu testen und erfordern, dass Sie präzise definieren, worin Autonomie besteht. Auch für andere Themen gilt: Eine Fallstudie (z. B. ein moralisches Dilemma, ein Kunstwerk, eine wissenschaftliche Kontroverse) kann Ihre Fragestellung schärfen und praxisnah ausleuchten. Beispiele und Fallstudien sind aber meist unabhängig von Ihrer Fragestellung. Ihr Text muss dies deutlich machen, indem eine eigene semantische Ebene erzeugt wird – ebenso wie die Leserführung eine eigene Textebene darstellt. Achten Sie auch darauf, dass in Ihrer philosophischen Arbeit Beispiele und Fallstudien meist fachfremd sind. Sie haben also keine fachliche Expertise in diesen Kontexten.
5. Binden Sie Ihre Fragestellung in den Forschungsstand ein
Nutzen Sie Literaturrecherchen, um zu sehen, welche Antworten oder Argumentationslinien schon existieren. Die Frage „Wie lässt sich Autonomie bei Kant präzise bestimmen?“ lässt sich etwa weiter zuspitzen, indem Sie prüfen, welche Kontroversen in der Sekundärliteratur bestehen. Vielleicht haben Sie gelesen, dass einige AutorInnen Kants Autonomiebegriff als rein formal (als Gehorsam gegenüber einem selbstgegebenen Gesetz) interpretieren, während andere einen inhaltlich reicheren Begriff sehen (z. B. Bezug auf ein rationales Gutes). Auf diese Weise präzisieren Sie Ihr Argumentationsziel: „Ist Autonomie bei Kant rein formaler Selbstgesetzgebung gleichzusetzen oder lassen sich in seinen Schriften inhaltliche Kriterien dafür finden, was den Kern autonomer Handlungen ausmacht?“
6. Erarbeiten Sie eine klare Gliederung basierend auf der Fragestellung
Ihre gewählte Frage suggeriert in der Regel schon eine bestimmte Struktur:
- Einleitend erläutern Sie, warum diese Frage relevant ist und wie Sie sie verstehen.
- Anschließend klären Sie den Begriff oder das Problem (begrifflich/ontologisch/geltungstheoretisch usw.).
- Dann prüfen Sie Positionen aus der Forschung, um kontrastierende Interpretationen oder widerstreitende Argumente vorzustellen.
- Schließlich entwickeln Sie Ihre begründete Antwort: etwa eine Definition, ein Kriterium für Geltung, oder einen Vorschlag, wie die Frage angesichts widerstreitender Positionen entscheidbar wird.
7. Holen Sie sich Feedback von Dozierenden
Selbst eine gut formulierte Fragestellung kann noch zu umfangreich sein. Fragen Sie Ihre Dozentin oder Ihren Dozenten, ob Ihre geplante Frage im gegebenen Umfang (etwa für eine Hausarbeit von ca. 15 Seiten) realistisch bearbeitbar ist. Überlegen Sie, ob Sie bestimmte Aspekte weiter eingrenzen sollten, um eine überzeugende, klar begründete Position entwickeln zu können.
Beispiel für eine schrittweise Entwicklung einer Fragestellung
Thema: „Gerechtigkeit und Verteilung von Ressourcen zwischen Generationen“
- Ausgangspunkt: Sie möchten etwas über Gerechtigkeit und Generationenverantwortung schreiben.
- Fragerichtung wählen: Normativ und geltungstheoretisch, da Sie klären wollen, ob die Verteilung zukünftiger Ressourcen moralisch geboten ist.
- Leitfrage: „Warum und inwiefern sollten wir zukünftigen Generationen Ressourcen gerecht zuteilen, und lässt sich dieser Anspruch moralisch überzeugend begründen?“
- Argumentationsziel: Sie möchten eine begründete These präsentieren, z. B. dass die Verpflichtung, zukünftigen Generationen Ressourcen angemessen zuzuteilen, nicht nur subjektiv begründbar, sondern auch objektiv einleuchtend ist – etwa, indem Sie universalistische Prinzipien heranziehen, die in der Ethikdebatte anerkannt sind.
- Beispielintegration: Betrachten Sie einen konkreten Fall: eine Gesellschaft steht vor der Entscheidung, ob sie nicht-nachwachsende Ressourcen heute ausbeutet oder nachhaltiger verbraucht, um künftige Generationen nicht zu benachteiligen. Dieses Beispiel zwingt Sie, genau zu definieren, warum und unter welchen Bedingungen Gerechtigkeit zwischen Generationen gilt.
- Gliederung:
- Einleitung: Motivation und Relevanz des Themas
- Begriffsanalyse: Was verstehen wir unter intergenerationeller Gerechtigkeit?
- Philosophische Positionen: Überblick über universalistische, partikularistische und utilitaristische Ansätze zur Begründung von Gerechtigkeit
- Eigene These und Begründung: Darstellung von Kriterien und Prinzipien, die intergenerationelle Gerechtigkeit stützen
- Anwendung am Beispiel, Überprüfung der Argumente
- Schluss: Zusammenfassung und Ausblick
Auf diese Weise erhalten Sie einen klaren Fahrplan, der aus einer zunächst abstrakten Frage (Was ist Gerechtigkeit?) ein handhabbares Argumentationsprojekt macht, das sich in einer Seminararbeit oder einem Essay umsetzen lässt.
Zusammengefasst:
- Nutzen Sie die vorgestellten philosophischen Fragerichtungen als Orientierungshilfe, um Ihren Untersuchungsgegenstand zu spezifizieren.
- Formulieren Sie eine Leitfrage, die ein klares Argumentationsziel vorgibt.
- Arbeiten Sie mit Beispielen und Literaturrecherche, um Ihre Frage zu präzisieren.
- Entwickeln Sie eine überschaubare Fragestellung, die in einem angemessenen Umfang gründlich bearbeitet werden kann.
- Gliedern Sie Ihren Text logisch von der Fragestellung über die Analyse bis zur begründeten Antwort.
- Überprüfen Sie Ihre Planung mit Feedback von Dozierenden.
So wird aus abstrakten, inhaltsleeren Hinweisen Schritt für Schritt eine solide Grundlage für eine philosophische Fragestellung, die Sie in Ihrer Arbeit überzeugend ausarbeiten können.
Philosophische Fragestellungen zu entwickeln ist eine anspruchsvolle, aber grundlegende Aufgabe in der Philosophie. Die Fähigkeit, eine präzise und relevante Fragestellung zu formulieren, bildet die Grundlage für alle weiteren Schritte beim Verfassen eines philosophischen Textes. Der folgende Leitfaden bietet eine schrittweise Anleitung, um aus abstrakten Ideen konkrete Fragestellungen und Thesen zu entwickeln.
1. Klärung der Dimensionen einer philosophischen Fragestellung
Philosophische Fragen können verschiedene Dimensionen ansprechen. Zu Beginn sollten Sie entscheiden, auf welche dieser Dimensionen sich Ihre Arbeit konzentrieren soll:
- Begriffliche Fragen: Analyse und Klärung von Begriffen.
Beispiel: Was bedeutet „Gerechtigkeit“? - Ontologische Fragen: Untersuchung der Existenz und Natur eines Gegenstands.
Beispiel: Gibt es universale Eigenschaften? - Erkenntnistheoretische Fragen: Bedingungen und Möglichkeiten des Wissens.
Beispiel: Wie können wir zwischen Wissen und Meinung unterscheiden? - Epistemische Fragen: Zustände und Merkmale von Wissen selbst.
Beispiel: Wann ist ein Glaube epistemisch gerechtfertigt? - Geltungstheoretische Fragen: Legitimation und Bedingungen von Geltungsansprüchen.
Beispiel: Warum sind moralische Normen gültig? - Normative Fragen: Vorschläge, was getan werden soll oder was moralisch richtig ist.
Beispiel: Welche Prinzipien sollten unser Handeln leiten? - Semantik: Als Untersuchung von Bedeutungen in Kontexten, wie wird Bedeutung übertragen und verändert – auf Wort-, Satz- und Diskursebene. Aber auch formale Semantik, Ambiguität, Semantik versus Pragmatik oder Referenz.
2. Themenfindung: Vom Interesse zur Fragestellung
2.1 Themenbereich eingrenzen
Wählen Sie einen Themenbereich, der Sie interessiert (z. B. Ethik, Erkenntnistheorie, Ästhetik). Relevante Kriterien:
- Persönliche Relevanz: Was spricht Sie an?
- Studienbezug: Passt das Thema zu Ihrem Seminar oder Modul?
- Bearbeitbarkeit: Können Sie das Thema im Rahmen des verfügbaren Umfangs bearbeiten?
2.2 Erste Fragen formulieren
Erstellen Sie eine Liste offener Fragen zum Thema, z. B.:
- Was bedeutet X?
- Gibt es X?
- Warum ist X gültig?
2.3 Einschränkung der Frage
Eine zu breite Frage kann die Arbeit erschweren. Beispiel:
- Zu weit: „Was ist Gerechtigkeit?“
- Eingeschränkt: „Inwiefern lässt sich Gerechtigkeit als Verteilungsgerechtigkeit verstehen?“
3. Entwicklung einer präzisen Fragestellung
3.1 Leitfragen prüfen
Eine gute Fragestellung sollte:
- Klärungsbedarf zeigen: Ist die Frage unklar oder kontrovers?
- Forschungsbezug haben: Lässt sie sich mit philosophischen Argumenten oder Texten verknüpfen?
- Bearbeitbar sein: Ist die Frage im Rahmen der Hausarbeit zu beantworten?
3.2 Fragetyp auswählen
Überlegen Sie, welche Art von Frage Sie stellen wollen:
- Definition: Was ist ...?
- Kausalität: Warum ist ... so?
- Vergleich: Wie unterscheidet sich X von Y?
- Bewertung: Ist X gerechtfertigt?
3.3 Fragestellung ausformulieren
Formulieren Sie Ihre Fragestellung in einem prägnanten Satz.
Beispiel: „Inwiefern kann Kants Begriff der moralischen Autonomie als Grundlage universeller Moral gelten?“
4. Entwicklung einer These
4.1 Vorläufige Antwort skizzieren
Entwickeln Sie eine vorläufige These, die als Antwort auf Ihre Frage dienen könnte.
Beispiel: „Kants Begriff der moralischen Autonomie ist eine hinreichende Grundlage für universelle Moral, weil ...“
4.2 Thesentyp klären
- Argumentativ: Stützt sich auf Begründungen und Beweise.
- Kritisch: Analysiert Schwächen bestehender Positionen.
- Vergleichend: Setzt verschiedene Positionen in Beziehung.
4.3 Überprüfung der These
- Ist die These präzise und spezifisch?
- Ist sie durch Argumente verteidigbar?
- Zeigt sie philosophische Tiefe?
5. Strukturierung der Arbeit anhand der Fragestellung
5.1 Gliederung entwickeln
Erstellen Sie eine grobe Struktur:
- Einleitung: Einführung in die Fragestellung und Vorstellung der These.
- Hauptteil:
- Begriffsdefinitionen und Hintergrund.
- Darstellung der Argumente für Ihre These.
- Auseinandersetzung mit Gegenpositionen.
- Schluss: Zusammenfassung und Beantwortung der Fragestellung.
5.2 Fragen als Leitfaden verwenden
- Welche Begriffe müssen definiert werden?
- Welche Argumente und Belege stützen die These?
- Welche Gegenargumente müssen widerlegt werden?
5.3 Materialsammlung
- Welche Texte und Autoren sind relevant?
- Gibt es Gedankenexperimente oder Beispiele, die Ihre Argumente illustrieren können?
6. Praktische Tipps für die Erarbeitung
6.1 Literaturrecherche
- Suchen Sie nach Schlüsseltexten und sekundärer Literatur.
- Arbeiten Sie mit Notizen und Exzerpten.
6.2 Feedback einholen
Diskutieren Sie Ihre Fragestellung und These mit Kommilitonen oder Dozierenden.
6.3 Überarbeitung
- Prüfen Sie, ob die Fragestellung klar formuliert und durch die These beantwortet wird.
- Achten Sie auf eine logische Struktur und kohärente Argumentation.
Zusammenfassung: Der Weg zur Fragestellung
- Dimension festlegen: Begrifflich, ontologisch, erkenntnistheoretisch, etc.
- Themenfeld eingrenzen: Wählen Sie ein spezifisches, interessiertes Thema.
- Frage entwickeln: Präzisieren Sie die Frage, bis sie klar und bearbeitbar ist.
- These formulieren: Entwickeln Sie eine Antwort, die sich argumentativ stützen lässt.
- Struktur aufbauen: Nutzen Sie Ihre Frage und These als Leitfaden für die Gliederung.
Mit diesem Leitfaden können Studierende die abstrakte Aufgabe, eine philosophische Fragestellung zu entwickeln, in konkrete Schritte umsetzen.
Eine gelungene philosophische Hausarbeit zeichnet sich nicht nur durch inhaltliche Tiefe, sondern auch durch eine klare und nachvollziehbare Leserführung aus. Leserführung bedeutet, den Leser aktiv durch die Argumentation zu leiten, die Struktur der Arbeit transparent zu machen und die methodischen Schritte verständlich zu kommunizieren. Dies ist nicht nur ein ästhetisches Anliegen, sondern auch eine Frage der wissenschaftlichen Präzision und Fairness. Der folgende Text zeigt, wie Leserführung in philosophischen Texten umgesetzt werden kann und illustriert dies anhand der verschiedenen Dimensionen: begrifflich, ontologisch, erkenntnistheoretisch, epistemisch, geltungstheoretisch und normativ.
1. Grundprinzipien der Leserführung
Bevor wir die spezifischen Dimensionen betrachten, sollen die zentralen Techniken der Leserführung erläutert werden:
1.1 Ankündigen
Teilen Sie dem Leser mit, was im kommenden Abschnitt behandelt wird und warum dies für die übergeordnete Fragestellung relevant ist.
- Beispiel 1: „Im folgenden Abschnitt wird der Begriff ‚Gerechtigkeit‘ analysiert, da er für die These, dass intergenerationelle Gerechtigkeit auf Fairness basiert, zentral ist.“
- Beispiel 2: „Dieser Abschnitt untersucht die Bedeutung des Begriffs ‚Autonomie‘, um zu klären, ob soziale Institutionen diese fördern oder einschränken.“
- Beispiel 3: „Im nächsten Schritt wird erläutert, wie Aristoteles die Tugend als Mittelweg zwischen Extremen definiert, da dies für die Bewertung moderner ethischer Ansätze entscheidend ist.“
1.2 Zwischenergebnisse sammeln
Fassen Sie am Ende eines Abschnitts die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und erklären Sie, wie diese zum Fortschritt der Argumentation beitragen.
- Beispiel 1: „Es wurde gezeigt, dass Gerechtigkeit in Rawls’ Theorie durch zwei Prinzipien definiert wird. Im nächsten Abschnitt wird untersucht, wie diese Prinzipien auf intergenerationelle Probleme angewendet werden können.“
- Beispiel 2: „Damit ist klar, dass epistemische Rechtfertigung in reliabilistischen Ansätzen auf der Zuverlässigkeit von Prozessen beruht. Im folgenden Abschnitt wird geprüft, ob diese Zuverlässigkeit in praktischen Kontexten anwendbar ist.“
- Beispiel 3: „Die Analyse von Kants Kategorischem Imperativ hat ergeben, dass universelle Handlungsprinzipien moralisch geboten sind. Der nächste Abschnitt zeigt, wie diese Prinzipien auf ökologische Verantwortung angewendet werden können.“
1.3 Einordnen
Verorten Sie Ihre Ergebnisse im Gesamtkontext der Arbeit.
- Beispiel 1: „Die bisher erarbeitete Definition von Gerechtigkeit bildet die Grundlage, um die normative Frage nach Verteilungsgerechtigkeit zwischen Generationen zu klären.“
- Beispiel 2: „Die Erkenntnis, dass Kunstwerke nicht auf materielle Eigenschaften beschränkt sind, ermöglicht es, die ontologische Frage ihrer Existenzbedingungen weiter zu präzisieren.“
- Beispiel 3: „Die Diskussion der erkenntnistheoretischen Grundannahmen Descartes’ zeigt, dass klar und distinkt erkannte Ideen eine zentrale Rolle spielen. Dies wird im nächsten Abschnitt auf moderne Skepsisdebatten angewendet.“
- Beispiel 4: „Die Analyse der historischen Entstehung des Begriffs ‚Autonomie‘ zeigt, dass dieser stark durch Aufklärungsdiskurse geprägt ist. Im nächsten Abschnitt wird untersucht, wie diese Prägung die heutigen Debatten über persönliche Freiheit beeinflusst.“
- Beispiel 5: „Die bisherige Diskussion zur Gültigkeit moralischer Normen legt den Fokus auf intersubjektive Begründungsverfahren. Dies schafft die Grundlage, um nun zu klären, wie diese Verfahren in pluralistischen Gesellschaften angewendet werden können.“
- Beispiel 6: „Die Betrachtung der evolutionären Grundlagen menschlicher Kooperation zeigt, dass diese für normative Gerechtigkeitstheorien eine Rolle spielen können. Die Frage nach ihrer moralischen Relevanz bleibt jedoch außerhalb des Rahmens dieser Arbeit.“
- Beispiel 7: „Die Untersuchung der emotionalen Intelligenz im individuellen Kontext hat gezeigt, wie persönliche Kompetenzen die zwischenmenschliche Interaktion beeinflussen. Im nächsten Abschnitt wird dieser Ansatz auf organisatorische Strukturen übertragen, um zu analysieren, wie emotionale Intelligenz die Teamdynamik und Führung beeinflusst.“
1.4 Reflektieren, was getan wird und warum
Erläutern Sie, warum bestimmte Themen behandelt werden und andere nicht.
- Beispiel 1: „Die Frage nach der historischen Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffs wird nicht behandelt, da sie für die normative Bewertung intergenerationeller Ressourcenverteilung nicht relevant ist.“
- Beispiel 2: „Es wird auf eine detaillierte Analyse der Kritik am Nominalismus verzichtet, da diese den Rahmen der Arbeit sprengen würde.“
- Beispiel 3: „Die Arbeit konzentriert sich auf Kants Moralphilosophie und lässt deontologische Alternativen unberücksichtigt, da sie für die spezifische Fragestellung weniger relevant sind.“
- Beispiel 4: „Die Untersuchung der semantischen Dimension des Begriffs ‚Gerechtigkeit‘ ist unverzichtbar, da ohne eine präzise Begriffsbestimmung keine fundierte normative Analyse intergenerationeller Ressourcenverteilung möglich ist.“
- Beispiel 5: „Es ist notwendig, die Kritik am psychologischen Hedonismus zu analysieren, da diese eine zentrale Grundlage für die Verteidigung von Kants deontologischer Ethik gegen utilitaristische Einwände bildet.“
- Beispiel 6: „Die Arbeit befasst sich eingehend mit den epistemischen Voraussetzungen des Begriffes ‚Autonomie‘, da ohne eine solche Analyse die normativen Ansprüche auf moralische Selbstbestimmung nicht überzeugend begründet werden können.“
1.5 Erreichte Ziele verdeutlichen
Machen Sie am Ende eines Abschnitts deutlich, was abgeschlossen wurde und was noch zu tun ist.
- Beispiel 1: „Damit ist die theoretische Grundlage gelegt, um im nächsten Abschnitt die geltungstheoretischen Implikationen von Rawls’ Prinzipien zu diskutieren.“
- Beispiel 2: „Die ontologische Analyse hat gezeigt, dass Zahlen als abstrakte Entitäten existieren können. Im folgenden Abschnitt wird untersucht, wie diese Erkenntnis mit empirischen Wissenschaften korreliert.“
- Beispiel 3: „Die Klärung des Begriffs ‚Gerechtigkeit‘ erlaubt es nun, die praktische Anwendbarkeit von Rawls’ Prinzipien auf globale Umweltfragen zu prüfen.“
2. Leserführung in verschiedenen Dimensionen
2.1 Begrifflich
Bei der Analyse und Klärung von Begriffen ist Leserführung besonders wichtig, da präzise Definitionen die Grundlage jeder philosophischen Diskussion bilden.
- Ankündigen: „Zunächst wird der Begriff ‚Autonomie‘ analysiert, da er für die Argumentation zentral ist.“
- Beispiele (Einordnung und Reflexion):
- „Es zeigt sich, dass ‚Autonomie‘ in der Kantischen Tradition als Selbstgesetzgebung verstanden wird. Diese Definition wird im folgenden Abschnitt auf die normative Frage angewandt, ob individuelle Autonomie durch soziale Institutionen eingeschränkt werden darf.“
- „Die Definition von ‚Freiheit‘ als Abwesenheit von Zwängen wird im nächsten Abschnitt mit alternativen Konzepten wie positiver Freiheit verglichen.“
- „Der Begriff ‚Verantwortung‘ wird in den Kontext der moralischen Theorie eingefügt, um seine Rolle in globalen Gerechtigkeitsfragen zu klären.“
2.2 Ontologisch
Ontologische Fragen betreffen die Natur und Existenz von Dingen. Leserführung ist hier entscheidend, um abstrakte Diskussionen greifbar zu machen.
- Ankündigen: „Im nächsten Abschnitt wird die Frage untersucht, ob Zahlen unabhängig von menschlichem Denken existieren.“
- Beispiele (Zwischenergebnisse sammeln):
- „Die Analyse hat ergeben, dass der platonische Realismus Zahlen als unabhängig existierende Entitäten betrachtet, während der Nominalismus sie als bloße Konstruktionen ansieht. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für eine Kritik des platonischen Ansatzes.“
- „Es wurde gezeigt, dass der Existenzialismus die Existenz des Selbst als von Entscheidungen abhängig beschreibt. Im folgenden Abschnitt wird dies auf ethische Fragestellungen angewendet.“
- „Die Untersuchung von Subjektivität hat ergeben, dass mentale Zustände sowohl physikalisch als auch bewusstseinseigen existieren können. Dies wird im nächsten Abschnitt durch Beispiele aus der Philosophie des Geistes erweitert.“
2.3 Erkenntnistheoretisch
In erkenntnistheoretischen Diskussionen geht es oft um komplexe methodische und theoretische Überlegungen. Hier ist Leserführung essenziell, um den Gedankengang nachvollziehbar zu machen.
- Ankündigen: „Dieser Abschnitt untersucht, wie Descartes die Trennung von Wissen und Meinung begründet.“
- Beispiele (Erreichte Ziele verdeutlichen):
- „Damit ist gezeigt, dass Descartes’ Konzept des klaren und distinkten Denkens eine Grundlage für seine Erkenntnistheorie bildet. Im nächsten Abschnitt wird diskutiert, ob dieses Konzept modernen epistemologischen Anforderungen standhält.“
- „Die Analyse von Humes Skeptizismus hat ergeben, dass kausale Beziehungen nicht a priori begründet werden können. Der nächste Abschnitt zeigt, wie diese Erkenntnis in der analytischen Philosophie weitergeführt wurde.“
- „Kants Transzendentalphilosophie wurde als Antwort auf empiristische und rationalistische Erkenntnistheorien analysiert. Die Anwendung dieser Ansätze auf moderne Wissenschaft wird im nächsten Abschnitt untersucht.“
2.4 Epistemisch
Epistemische Leserführung ist notwendig, um die methodischen Voraussetzungen und die logische Struktur der Argumentation im Hinblick auf die Bedingungen von Wissen zu verdeutlichen.
- Ankündigen:
- „Im nächsten Abschnitt wird untersucht, welche epistemischen Bedingungen erfüllt sein müssen, damit eine Überzeugung als Wissen gelten kann.“
- Beispiele (Systematik und Argumentationsgänge aufzeigen):
- „Die Analyse hat gezeigt, dass Gettiers Kritik am klassischen Wissensbegriff eine Neujustierung epistemologischer Konzepte erforderlich macht. Im folgenden Abschnitt wird eine mögliche Lösung für das Gettier-Problem vorgestellt.“
- „Es wurde dargelegt, dass die interne Rechtfertigung von Überzeugungen durch Kohärenzmodelle unterstützt wird. Der nächste Abschnitt vergleicht dies mit externalistischen Ansätzen wie der Reliabilitätstheorie.“
- „Das Problem des epistemischen Fundaments wurde durch die Unterscheidung zwischen Basisüberzeugungen und abgeleitetem Wissen thematisiert. Der folgende Abschnitt wendet dieses Modell auf wissenschaftliche Erkenntnis an.“
2.5 Geltungstheoretisch
Geltungstheoretische Leserführung konzentriert sich darauf, wie normative Ansprüche – etwa Wahrheit, Richtigkeit oder Gerechtigkeit – argumentativ begründet und validiert werden können.
- Ankündigen:
- „Dieser Abschnitt untersucht, wie Ansprüche auf Wahrheit und normative Richtigkeit in diskursiven Prozessen gerechtfertigt werden können.“
- Beispiele (Nachvollziehbarkeit und Reflexion der Geltung):
- „Die Analyse der Diskursethik zeigt, dass Geltungsansprüche durch ideale Kommunikationssituationen legitimiert werden. Der nächste Abschnitt diskutiert, ob diese Idealbedingungen praktisch realisierbar sind.“
- „Es wurde gezeigt, dass die Differenzierung von Fakten und Werten in normativen Diskursen kritisch zu hinterfragen ist. Der folgende Abschnitt untersucht die Konsequenzen dieser Differenzierung für ethische Theorien.“
- „Der Begriff der universellen Geltung in Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit wurde analysiert. Die Anwendbarkeit dieses Konzepts auf interkulturelle Kontexte wird im nächsten Abschnitt diskutiert.“
2.6 Normativ
Normative Leserführung ist entscheidend, um ethische oder politische Schlussfolgerungen präzise und kohärent darzulegen.
- Ankündigen:
- „Der folgende Abschnitt untersucht, wie normative Prinzipien in konkreten gesellschaftlichen Kontexten angewendet werden können.“
- Beispiele (Konsequenzen und Anwendungsbezüge verdeutlichen):
- „Es wurde gezeigt, dass utilitaristische Prinzipien in der moralischen Bewertung von Handlungen an ihre Konsequenzen gebunden sind. Der nächste Abschnitt betrachtet die Anwendung dieses Ansatzes auf die Klimapolitik.“
- „Die Diskussion um die Autonomie des Individuums hat ergeben, dass normative Eingriffe nur unter bestimmten Bedingungen gerechtfertigt sind. Diese Bedingungen werden im nächsten Abschnitt weiter spezifiziert.“
- „Die Analyse der sozialen Gerechtigkeit in Rawls’ Theorie hat gezeigt, dass das Differenzprinzip bestimmte Formen der Ungleichheit legitimieren kann. Der nächste Abschnitt untersucht, wie dieses Prinzip auf globale Verteilungsfragen angewendet werden kann.“
Zusammenfassung
Dieser Leitfaden erweitert die Beispiele für Leserführung in philosophischen Texten und zeigt deren praktische Umsetzung in verschiedenen Dimensionen. Nutzen Sie Ankündigungen, Reflexionen und Zusammenfassungen gezielt, um Ihre Argumentation nachvollziehbar und überzeugend zu gestalten.