Veranstaltungen
des SoSe 2023
Sportethik, Sportästhetik
Bachelor | Gruppe 1 (082577) | WWU | Mo 10-12 | DPL 23.201 | LSF-Link | moodle
Bachelor | Gruppe 2 (082604) | WWU | Mi 14-16 | DPL 23.206 | LSF-Link | moodle
Kommentar: Sportethik und Sportästhetik können als Gegenstand philosophischer Überlegungen vielfältige Themenfelder der Philosophie im Sinne einer Angewandten Philosophie abdecken. Regeln bzw. Regelfolgen sind konstitutiv für Sportarten und sportliches Handeln. Doch was ist regelfolgendes Handeln? Inwiefern stellt Sport eine besondere Art des Regelfolgens dar? Fairness bzw. gemeinschaftliches Handeln nach sozialen Werten stellen den Sport in zweifacher Hinsicht in soziale Bezüge: Als Wettbewerb stehen Sportler einzeln oder als Mannschaft in Konkurrenz zueinander. Als soziale Institution hat der Sport eine politische Bedeutung (Lenkung sozialer Konflikte, Rudelgucken, Propaganda). Doping bzw. erlaubtes und unerlaubtes Handeln im Sport sind ständig umstrittene Streibpunkte einer Ethik des Sports. Welchen Normen folgt sportliches Handeln? Unterliegt der Sport besonders strengen Normen? Neben Fragen nach den Konstitutionsbedingungen sportlichen Handelns, seiner sozialphilosophischen Bedeutung und ethischen Implikationen sind auch ästhetische Aspekte relevant: Sportliche Körper stehen für ästhetische Werte (Gesundheit, Schönheit, Erotik), Wettkämpfe und Spiele erscheinen manchmal als erhaben oder als schön, Sportereignisse haben Choreografien. Auch diese Themenfelder sollen in der Veranstaltung untersucht werden.
Ziele der Veranstaltung:
- Was ist eigentlich Sport?
- Inwiefern gibt es eine Ethik des Sports?
- Warum spielen im Sport ästhetische Urteile eine moralische Rolle?
Literatur, Textgrundlage: Sportethik, Regeln Fairness Doping, hrsg. v. Claudia Pawlenka, Paderborn: Mentis, 2004.
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Epistemic Injustice
Bachelor | Gruppe 1 (082587) | WWU | Mo 14-16 | DPL 22.F030 | LSF-Link | moodle
Bachelor | Gruppe 2 (082588) | WWU | Di 10-12 | DPL 23.20 | LSF-Link | moodle
Kommentar: Gerechtigkeit ist zumeist die Frage nach einer gerechten Verteilung der Güter in einer Gesellschaft oder eine Ausdeutung der These, dass Menschen gleichwertig sind. Vielleicht ist auch unser Verhältnis zur Natur – Biodiversität, Ökosystemschutz – ungerecht. Aber „Wissen“? Wissen scheint eher „wahr“ oder „wahrscheinlich“ zu sein (oder ein Gegenteil davon) und nicht „gerecht“! Die britische Philosophin Miranda Fricker entwickelt zwei epistemische Tugenden der Gerechtigkeit: Eine des Zeugnisgebens (testimonial justice) und eine der Wissenspraxis (hermenutical justice). Ihre Überlegungen gehören in den Bereich der sozialen Epistemologie. Eine Wissenspraxis kann ungerecht sein, weil es eine Lücke in den kollektiven und institutionalisierten Interpretationsressourcen gibt, die es unwahrscheinlich machen, wichtige Aspekte sozialen Erfahrung zu verstehen und zu kommunizieren. Im Geben und zur Kenntnis Nehmen von Zeugnissen kann die Glaubwürdigkeit von problematischen Stereotypen abhängen. Man glaubt Kindern, Frauen und Schwarzen weniger bereitwillig oder anders. Erfahrungen von Rassismus, sexuellem Missbrauch, Unterdrückung durch Armut, ... können an fehlender Offenheit der Öffentlichkeit, staatlicher Institutionen und der Wissenschaft abprallen. Testimonial injustice ist eine Art Blind- oder Taubheit des Subjekts. Hermeneutical injustice ist eine Art Starrsinnigkeit in der sozialen Anerkennungsbereitschaft. Es geht also um die psychische Dimension der Erkenntnistheorie, die „Wahrheit“ und „Wissenschaft“ zu Unrecht losgelöst von individueller und sozialer Wissensakquise zu denken behauptet. Daraus ergibt sich der moralische Imperativ des Buches „Epistemic Injustice“: Die Psychologie der individuellen und sozialen Wissensakquise ist verantwortlich für epistemische Intransparenzen, die erkenntnistheoretisch artikuliert werden müssen, wenn sie zu Recht als ungerecht gelten dürfen.
Neue Anthropologie des Politischen
Bachelor | Gruppe 1 (082593) | WWU | Mo 18-20 | DPL 23.206 | LSF-Link | moodle
Bachelor | Gruppe 2 (082594) | WWU | Do 14-16 | DPL 23.206 | LSF-Link | moodle
Kommentar: Thomas Hobbes, John Locke, Jean-Jacques Rousseau – Das sind die wesentlichen Autoren der politischen Philosophie und politischen Anthropologie der Moderne. David Hume tritt als synkretistischer und systematischer Autor hinzu. Die Menschenbilder dieser Autoren werden jedoch zu ernst genommen und sind zu wenig in ihrem Ursprung verstanden. Wir werden uns daher mit der Entwicklung einer neuen Anthropologie beschäftigen, die ebenso alt ist, wie die genannten Referenzautoren. Die Denkfigur des „edlen Wilden“ bei Rousseau ist eine innovative Antwort auf die vernichtende Kritik an der europäischen Lebensweise durch indigene Bevölkerungen. Ziel des Seminars ist es, den Menschen aus dieser Perspektive als politisches Lebewesen zu begreifen. Das mag trivial wirken, aber der „edle Wilde“ ist notorisch unpolitisch. Indigene Kritiker waren vielleicht „edel“, aber sie waren nicht in dem Sinne „Wilde“, dass sie unpolitisch wären. (Der Mensch ist ein zoon politikon.) Die indigene Kritik verstörte europäische Intellektuelle. Und erst durch Rousseaus ebenso geniale wie verheerende Idee wurde Europa mit dieser Depression versöhnt. Denn die Kritik brachte ein indigenes Freiheitsverständnis ins Spiel des Denkens, das uns anarchistisch erscheint. Doch indigene Kulturen kennen selbstverständlich Sklaverei und sie bilden auch staatliche Herrschaftsstrukturen aus. Bisweilen kennen sie aber vor allem einen politischen Egalitarismus, der europäische Kulturen weltweit noch heute schockiert. Ihr libertärer Schein-Anarchismus wird uns auf eine systematischere Analyse (also: a-historische, a-kulturelle) des Herrschaftskonzeptes führen, als es im Rahmen der alten Anthropologie des Politischen möglich war.