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Veranstaltungen

des WiSe 2024/2025

Das Problem des moralischen Wissens in Platons Politeia

Master | Teil 1 und Teil 2 (4 | WWU | Mo 18-20, Do 10-12 | LSF-Link | moodle

Kommentar: Die Politeia Platons ist nicht nur ein grundlegendes Werk der politischen Philosophie, sondern auch der Erkenntnistheorie. Das Problem des moralischen Wissens kann nach Platon ebensowenig individualistisch erörtert werden, wie es ohne eine metaphysische Gesamtkonzeption auskommt. Das sind durchaus zwei Annahmen, die heute nicht mehr selbstverständlich akzeptiert werden. Ziel der Veranstaltung ist es, Platons Argumentationsgang in den Büchern 5-7 zu rekonstruieren. In diesen Büchern entwickelt er seine Überlegungen zum Philosophenstaat. Nur der Staat kann gerecht sein, in dem Philosophen herrschen. Das setzt jedoch voraus, dass man zwischen Philosophen und Scheinphilosophen unterscheiden kann. Diese Unterscheidung hat eine praktische und theoretische Dimension. Zum einen müssen die zum Herrschen Begabten erkannt und adäquat ausgebildet werden. Hierfür entwickelt Platon ein Erziehungsprogramm. Zum anderen muss man Wissen und Meinung klar voneinander unterscheiden können, weil nur die Philosophen über das zur gerechten Herrschaft nötige Wissen verfügen. Man kann also Fragen der politischen Philosphie, der Epistemologie – und wie wir sehen werden – Ontologie und Metaphysik nicht streng voneinander trennen. Die Textauswahl aus der Politeia wird rechtzeitig im elektronischen Apparat bereit gestellt.

Literatur, Textgrundlage: [Eine Textauswahl wird rechtzeitig im elektronischen Apparat bereit gestellt]

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Kreative Ethik: Die Philosophie der Mode

Bachelor | Gruppe 1 | WWU | LSF-Link | moodle

Bachelor | Gruppe 2 | WWU | LSF-Link | moodle

Kommentar: "Wir sind alle Individuen!", "Ich nicht!" - heißt es im Film. Wer sich modisch kleidet, ist einerseits individuell (modisch bewusst und anders gekleidet als andere), andererseits ist er selten (wenn auch manchmal) besonders exzeptionell (Modebewusstsein ist auch Massenbewusstsein). Mode ist in beiden Hinsichten extrem wandelbar und insgesamt mindestens ambivalent. Und so kann man sie philosophisch leicht als Dienerin des Marktes abtun. Aber natürlich ist Mode älter als der Kapitalismus. Sich modisch zu geben ist eine anthropologische Konstante. Wie eine technische Prothese wird das, was wir an Kleidung tragen und wie wir es tragen, zu einem Teil unser selbst. Allerdings zu einem sehr volatilen Teil unser selbst. Macht die philosophische Reflexion auf die Mode uns also bewusst, dass wir schon immer Cyborgs waren? Mode ist auch normativ: Etwas (Kleidung, Schmuck, Bewegungen, Freunde), von dem wir meinen, dass es zu uns passt, kann sich, wenn wir es "tragen", als unpassend erweisen. Es kann sich auch als im sozialen Raum unpassend erweisen und uns als asozial oder als kritisch brandmarken. Dann passt es vielleicht zu uns, macht uns aber bisweilen einsam. Die Einsamkeit des Individuums kann jedoch andere überzeugen und so zu einem mehr oder weniger flüchtigen oder revolutionären Tummelplatz vieler werden. Mode macht deutlich, dass Normativität sowohl berharrlich als auch flüchtig und sowohl anarchisch als auch konformistisch ist. Die Mode und die Philosophie haben überdies viel gemeinsam. Philosophisches Denken hat seit Platon die Selbstgestaltung zur Aufgabe. Denkend, Erkennend, Begründend verstehen wir uns selbst und gewinnen dadurch Bedeutung und Ansehen als Menschen im sozialen Raum, im eigenen Handeln und in der Weise, wie wir uns die Welt kognitiv aneignen. Eine Philosophie der Mode hat die Mode nicht nur zum Objekt. Insbesondere in normativen Fragen ist die Kreativität und der Konservatismus der Mode selbst gute Philosophie.

Literatur, Textgrundlage: (Ein Text-Reader wird online zur Verfügung gestellt.)

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Neue Anthropologie des Politischen

Bachelor | Gruppe 1 | WWU | LSF-Link | moodle

Bachelor | Gruppe 2 | WWU | LSF-Link | moodle

Kommentar: Thomas Hobbes, John Locke, Jean-Jacques Rousseau – Das sind die wesentlichen Autoren der politischen Philosophie und politischen Anthropologie der Moderne. David Hume tritt als synkretistischer und systematischer Autor hinzu. Die Menschenbilder dieser Autoren werden jedoch zu ernst genommen und sind zu wenig in ihrem Ursprung verstanden. Wir werden uns daher mit der Entwicklung einer neuen Anthropologie beschäftigen, die ebenso alt ist, wie die genannten Referenzautoren. Die Denkfigur des „edlen Wilden“ bei Rousseau ist eine innovative Antwort auf die vernichtende Kritik an der europäischen Lebensweise durch indigene Bevölkerungen. Ziel des Seminars ist es, den Menschen aus dieser Perspektive als politisches Lebewesen zu begreifen. Das mag trivial wirken, aber der „edle Wilde“ ist notorisch unpolitisch. Indigene Kritiker waren vielleicht „edel“, aber sie waren nicht in dem Sinne „Wilde“, dass sie unpolitisch wären. (Der Mensch ist ein zoon politikon.) Die indigene Kritik verstörte europäische Intellektuelle. Und erst durch Rousseaus ebenso geniale wie verheerende Idee wurde Europa mit dieser Depression versöhnt. Denn die Kritik brachte ein indigenes Freiheitsverständnis ins Spiel des Denkens, das uns anarchistisch erscheint. Doch indigene Kulturen kennen selbstverständlich Sklaverei und sie bilden auch staatliche Herrschaftsstrukturen aus. Bisweilen kennen sie aber vor allem einen politischen Egalitarismus, der europäische Kulturen weltweit noch heute schockiert. Ihr libertärer Schein-Anarchismus wird uns auf eine systematischere Analyse (also: a-historische, a-kulturelle) des Herrschaftskonzeptes führen, als es im Rahmen der alten Anthropologie des Politischen möglich war.


Die ganze Tierethik

Bachelor | Gruppe 1 | WWU | LSF-Link | moodle

Bachelor | Gruppe 2 | WWU | LSF-Link | moodle

Kommentar: Vegetarier und Tierbewegte wollen die Welt verbessern, indem sie Tiere schützen. Hierzu wollen sie Leid von Tieren vermindern (jedenfalls sofern es unnötig und menschengemacht ist). Hierzu wollen sie das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren dadurch revolutionieren, dass den Menschenrechten gleichartige Tierrechte korrespondieren. Aber auch Menschen sind Tiere und der tierethische Egalitarismus ignoriert, dass Menschen besondere Tiere sind. Er nivelliert die moralische Relevanz der Artengrenze zwischen Menschen und anderen Tieren. Das starke Argument eines Peter Singer für den artumfassenden Egalitarismus und gegen den "Speziesismus" der moralischen Tradition ist jedoch selber speziesistisch. Die Grenzen der traditionellen Tierethik müssen in der ganzen Tierethik dadurch transzendiert werden, dass (a) der tierethische Individualismus überwunden wird, (b) der Fehlschluss von der gleichen Berechtigung auf die Gleichbehandlung vermieden wird und (c) die metaphysischen Defizite der traditionellen Tierethik überwunden werden. Die ganze Tierethik beginnt daher bei einer humanen Sozialphilosophie (auch Menschen leiden tierisch), bei Tierarten (Arten sind wertvoll, leiden aber nicht) und Ökosystemen (denn menschliche und nicht-menschliche Tierarten und Tierindividuen können moralisch nur gedeutet werden in ihrem Bezug zur Umwelt). Die Forderungen der ganzen Tierethik sollen in diesem Seminar methodisch aus der Kritik der traditionellen Tierethik gewonnen werden. Tierethik wird so zur philosophisch reflektierten "Sorge für das gemeinsame Haus".

Ziele der Veranstaltung:

  • Es werden traditionelle Themen der Tierethik metaethisch hinterfragt (die ökonomische Ausbeutung von nicht-menschlichen Tieren, die Tötung von nicht-menschlichen Tieren zur Verwertung im Rahmen menschlicher Zwecke, das Quälen von Tieren im Rahmen medizinischer Forschung zum Mensch- und Tierwohl, Tierrechte, ...).
  • Es werden die metaethischen Reflexionsdefizite tierethischer Provokateure herausgearbeitet.
  • Es wird die Unkompatibilität der "ganzen Tierethik" mit den traditionell als "psychologisch" zu bezeichnenden modernen Ethiken (Deontologie, Utilitarismus) diskutiert.
  • Es werden die wertethischen Aspekte einer "Sorge" für das "gemeinsame" "Haus" reflektiert: Der Wert der Tierarten muss unabhängig vom Leiden von Tierindividuen (gleich ob es Menschen oder tierliche Nicht-Menschen sind) gedeutet werden können.

Literatur, Textgrundlage: [Ein Seminarplan mit den Hinweisen zu den vorgesehenen Texten wird im E-Apparat zur Verfügung gestellt.]

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