Texte und Matrialien
1. Die Konzeption organischer Prozesse und Strukturen in den naturphilosophischen Schriften des Aristoteles
Plutarch berichtet über ein seltsames Ereignis. Es steht lange vor der Entwicklung der modernen Naturwissenschaft für den Streit der modernen Naturwissenschaft zwischen physikalistischen und anderen wissenschaftlichen Erklärungen. Wissenschaftlichkeit wird heute mit Naturwissenschaftlichkeit gleichgesetzt und Naturwisschenschaften sind nomologisch, ontologisch, epistemologisch, konzeptionell und methodisch die Physik und die Chemie. Diese Engführung ist Unsinn. Das wusste schon Plutarch. Er plädiert für eine wissenschaftstheoretische Pluralität. Eine Naturwissenschaft ist heute die Biologie, aber sie passt nicht in den Bereich der hard-core-Naturwissenschaften. Sie wehrt sich beständig. Das kann man an der Aristotelischen Naturphilosophie, spezieller der Biologie und insbesondere der Embryologie verdeutlichen. Es ist dabei wichtig, dass Aristoteles wissenschaftstheoretisch lehrreich ist, gerade weil wir heute viele seiner naturphilosophischen Theorien für Unsinn erachten. Das ist richtig, aber die Wissenschaftstheorie des Aristoteles ist nicht deshalb falsch. Die Arbeit versucht die aristotelische Embryologie des 'Ein Mensch zeugt einen Menschen' unter Verweis auf seine Konzeption der teleologischen Erklärung und der Elementenlehre (im Gegensatz zur Atomlehre anderer antiker Philosophen) nachzuvollziehen. Seine Schriften wirken befremdlich und skurril. Aber sie sind nicht deshalb kritikwürdig. Sie sind kritikwürdig, weil Aristoteles den selben Fehler macht, wie seine antiken Gegner (bspw. die sogenannten Atomisten) und moderne hard-core-Naturwissenschaftler. In schöner literarischer Form entlarvt Plutarch sie als Ideologen: Wissenschaft ist nomologisch, ontologisch, epistemologisch, konzeptionell und methodisch nicht anders zu denken als pluralistisch. Wer Wissenschaft mit Naturwissenschaft gleich setzt und Naturwissenschaft mit dem heutigen 'state of the art' der Physik (und allenfalls noch großzügig die Chemie inkludierend) gleich setzt, kann keinen Begriff von Wissenschaft entwickeln, der informativ ist. Jede Wissenschaft ist alternativ und als solche hat jede eine falsche historische Dimension, die wesentlich zum Verständnis ihrer wirklichen und erfolgreichen Geltung beiträgt.
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