Texte und Matrialien
1. Die Sensibilität der Religiösen. Eine kritische Auseinandersetzung mit Habermas Konzeption religiöser Erfahrung
Es gibt die These (1), dass Religiöse für Gerechtigkeitsfragen besonders sensibel sind. Da ihr die Autorität eines einheitlichen Weltbildes fehlt, könnte diese Sensibilität für die möglicherweise prinzipiell instabile Demokratie eine wichtige moralische Ressource sein, die ihren Bestand sichert. Allerdings müsste sich, so die Standardthese, eine solche Ressource säkularisiert zur Geltung bringen. An die Sensibilität der Religiösen richtet sich eine entsprechende Übersetzungsforderung. In Abschnitt 2 wird gezeigt, dass diese Forderung sinnlos und ungerecht ist. Die zu übersetzenden Forderungen der Sensibilität der Religiösen speisen sich aber möglicherweise aus einem besonderen Erfahrungstyp. In Abschnitt 3 wird dieser Erfahrungstyp aus epistemologischer Perspektive systematisch skizziert. Doch selbst wenn religiöse Erfahrung kognitiv ist und die Sensibilität der Religiösen somit eine bessere Welt ermöglichte, passen absolute Erkenntnisquellen nicht in die Demokratie. Das Fazit (4) der Überlegungen ist: Die Demokratie ist auch das Recht von Religiösen und Säkularen auf das Chaos gesellschaftlichen Dissenses selbst in gravierenden moralischen Fragen.
Some say that religious people are outstandingly sensitive to justice (part 1). This sensitivity might be an important moral resource in democratic societies which (as a matter of principle) seem unstable without a unified and authoritative world view. Now, it is a standard that claims of religious resources should be transformed into secular language in parliament. In part 2 I show that this demand is senseless and unjust. But it might be the case that religious claims in public which have to be translated come from a special type of experience of the religious. In part 3 I try to develop two systematic options of this type of experience epistemologically. If religious experience is cognitive the so called sensitivity of the religious in fact might render the world better. But absolute sources of insight are not suitable in democratic discourses. The conclusion in part 4 is: Democracy is the right of the religious as well as of the secular citizen to live together in chaotic dissent, even if it is the chaos of fundamental moral questions.
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